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Hoamatle. Heumahd. Heimat
Buchpräsentation und Bildervortrag

Im vergangenen Sommer wurde das Thema „Heimat“ von verschiedensten Seiten beleuchtet. Eine zentrale Rolle spielt dabei der Doppelband „Ötztaler Museumsgeschichte(n)“. Der erste Teil des Doppelbandes mit Titel „Heimat ist nichts Gemütliches“ wurde im Mai vorgestellt. Am Ende des Museumssommers wurde nun im Ötztaler Heimatmuseum am 29. September der zweite Teil präsentiert. Der Titel des Buches „Hoamatle. Heumahd. Heimat“ deutet schon den sehr engen Zusammenhang der verschiedenen Beiträge von insgesamt 7 Autorinnen und Autoren an, die sich an diesem Buch beteiligt haben, und die bei der Buchvorstellung am Donnerstag auch fast alle persönlich da sein werden, um Einblicke in ihre Beiträge zu geben.

Am Anfang steht im neuen Buch die Ur- und Frühgeschichte. Das Ötztal hat auch abseits der berühmten Gletschermumie Ötzi eine reiche Geschichte an archäologischen Funden, die spannende Details über die Besiedelung und Nutzung des Tales enthüllen. Der Sautner Archäologe Thomas Bachnetzer stellt einige der wichtigsten Funde in seinem Beitrag „Erd-Reich. Archäologie im Ötztal“ vor und legt damit auch die Grundlage für die gleichnamige Dauerausstellung im Turmmuseum Oetz offen.

Thomas Bachnetzer gibt Einblick in die archäologischen Forschungen zum Ötztal.

Weitere Beiträge widmen sich eben diesem mittelalterlichen Gebäude in Oetz, sowie den vier Bauernhöfen im Ötztaler Museumsensemble in Längenfeld: Der Historiker Michael Span hat die Geschichte des über 600 Jahre alten Turms, sowie der bis zu 500 Jahre alten Wohnhäuser in Lehn unter die Lupe genommen und fasst die wichtigsten Besonderheiten der Gebäude zusammen, die heute als Museen zugänglich sind.

Die Museumsgebäude und ihre Geschichte stehen auch in den nächsten Beiträgen im Fokus: Die Bauhistorikerinnen Barbara Lanz und Sonja Mitterer haben die Gebäude im Ötztaler Heimat- und Freilichtmuseum beforscht und dabei einige interessante Erkenntnisse zur Geschichte und Nutzung der Häuser erlangt, die sie im dritten Beitrag mit der Leserschaft teilen.

Die Kulturwissenschaftlerin Edith Hessenberger widmet sich auf Basis der Sammlung im Heimatmuseum, die einen starken bäuerlichen Schwerpunkt hat, der traditionellen Berglandwirtschaft in Lehn und zeichnet die Schwerpunkte bäuerlichen Arbeitens im Jahreskreis nach.

Einen weiteren Schwerpunkt im Ötztaler Heimatmuseum stellt das Thema Flachs mit all seinen sozialen und wirtschaftlichen Implikationen dar. Die Kulturwissenschaftlerin Annemarie Hofer widmet sich im sechsten Beitrag der Geschichte und Bedeutung des Flachs und unterstreicht anhand historischer Quellen seine einstige Bedeutung im Tal.

Einen runden Abschluss dieses literarischen Rundgangs durch die Ötztaler Museen bildet der Beitrag des Historikers Wolfgang Meixner, der sich des Heimatbegriffs annimmt: Denn ein Heimatmuseum unter diesem Namen im Jahr 2022 erneut unter diesem Namen zu eröffnen, das erfordert eine fundierte und kritische Auseinandersetzung mit der wechselvollen Geschichte des Wörtchens „Heimat“.

Ein Teil des AutorInenn-Teams, v.l.: Annemarie Hofer, Thomas Bachnetzer, Edith Hessenberger, Michael Span.

Was hat es also mit dem Titel dieses Bandes „Hoamatle. Heumahd. Heimat“ auf sich?

Der Begriff des „Hoamatle“ entstammt (nicht nur) der Ötztaler Mundart und hat heute historischen Charakter. Kaum jemand verwendet noch die Bezeichnung „Hoamatle“, die die Einheit von Haus, Hof und Feldern meint. Das Diminutiv der „Hoamat“ zeigt schon, dass diese Einheit im Ötztal kaum je besonders groß gewesen ist: Ein Wohnhaus umfasste eine Stube, Küche und einige Kammern, im Stall standen zwei bis drei Kühe, dazu noch einige Geißen und Schafe, und wenige Felder machten das „Hoamatle“ schließlich vollkommen. Immerhin jedoch handelte es sich um Eigentum, das eine gewisse Sicherheit gab und – in Kombination mit Zuerwerb – ein Auskommen der Familie übers Jahr sicherstellte.

Schon rein akustisch ist es vom Begriff „Heumahd“ nicht weit zur „Heimat“. Und auch im Alltag war das Heu das wohl wichtigste Produkt der Ötztaler Bevölkerung bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Das Mähen der Wiesen nahm fast den gesamten Sommer in Anspruch, und auch im (fast ein halbes Jahr anhaltenden) Winter war die Organisation des Heus als Lebensgrundlage für Tier und damit in Folge auch für Mensch eine aufwändige und streng organisierte Angelegenheit. Sie war eng verknüpft mit Rechten und Pflichten – die ja auch den Begriff „Heimat“ in seiner historischen Bedeutung definierten.

So stellen diese drei wie zufällig zusammengewürfelten Begriffe „Hoamatle. Heumahd. Heimat“ also den des 2. Bandes dar. Der Doppelband „Ötztaler Museumsgeschichte(n)“ hält die gegenwärtige Perspektive auf die historische Sammlung der Ötztaler Museen fest und soll eine Diskussionsgrundlage für die kommenden Jahrzehnte bilden.

Der Doppelband der “Ötztaler Museumsgeschichte(n)” ist zusammen für 45 Euro erhältlich.