Franz August Carl Maria Reisch (1862–1936) war ein Landschaftsmaler, der vor allem in Meran wirkte. Mit Ansichtskarten zu touristischen Destinationen konnte er sich einen Namen machen. Er zeichnete auch das Ötztal – um die Jahrhundertwende wurden die Alpen bekanntlich schön.Die Ötztaler Museen konnten einen Teil des umfangreichen, gut sortiert und gepflegten Nachlasses als Schenkung von seinen Nachkommen, Werner und Hannelies Ploder, übernehmen – wir haben schon davon berichtet. Es handelt sich um etwa 200 Postkarten und persönliche Dokumente, die nun im Archiv der Ötztaler Museen aufbewahrt werden.
Reischs Leben hängt eng mit dem Erstarken des Tourismus (damals hieß das noch „Fremdenverkehr“) und der Verbreitung der Postkarte (damals „Correspondenzkarte“) zusammen. Die erste Postkarte lief am Gebiet des heutigen Österreichs 1869, also vor über 150 Jahren. Sie wurde zu einem Verkaufsschlager, dessen Bedeutung sich ständig änderte: zuerst waren es nur kurze Zeilen, die im Inland verschickt werden konnten, bereits ab 1885 wurde die Bildpostkarte genehmigt und eröffnete völlig neue Möglichkeiten. Die Jahrhundertwende kann als Hochblüte der Postkarte gesehen werden. Zeitgleich begann der Tourismus zu erstarken, der die Ansichtskarte als propagandistisches Medium nutzte.
Die (Ötztaler) Alpen wurden schön, das fanden frühe Bergsteigende und auch Kunstmalende, die sich mit diesen neuen Motiven einen größeren Absatz erhofften. Auch Reisch war einer von ihnen: seine Schwester und seine Mutter waren von Salzburg nach Meran gezogen und hatten ein Geschäft für Textilien eröffnet. Reisch war gelernter Kaufmann, hatte diesen Beruf aber aufgegeben und war seinem „Drang zur Kunst“ gefolgt (in eigenen Worten). Er war vorher nach Holland gezogen, hatte dort seine Fähigkeiten geübt und verfeinert und auch die Fotografie erlernt. Er konnte jedoch nicht Fuß fassen – er beschreibt sich als „jung & dumm & ohne Mittel & Beratung!“ – und folgte seiner Familie nach Meran. Die zeigte aber, so schreibt Reisch in seiner Autobiografie (1895), leider „kein Verständnis“ für seinen Beruf. Er hielt sich wieder mit Porträtmalerei über Wasser. Etwa zur Jahrhundertwende sprang auch Reisch auf den Fremdenverkehrs-Ansichtskarten-Erfolgskurs auf: alpine Motive auf sogenannten Künstlerpostkarten waren sehr gefragt. So malte Reisch auch das Ötztal, kletterte auf Berge und fertigte naturnahe, freundliche Aquarelle von Schutzhütten, Bergausschnitten und Panoramen. Seine Zeichnungen wurden auch auf Tourismusprospekten oder Werbematerial von einzelnen Gasthäusern gezeigt.
Anna Pixner-Pertoll, Kunsthistorikerin aus Südtirol, beschäftigt sich mit der Biografie und dem künstlerischen Schaffen von Reisch. Sie wird ihre Forschungsergebnisse in einem Sammelband veröffentlichen, den die Ötztaler Museen noch heuer herausgeben werden. In diesem Sammelband wird es auch um Ansichtskarten und die Verbindung zum Tourismus gehen. Im Dezember 2024 wird dazu eine Ausstellung im Turm in Oetz gestaltet.
(Verena Sauermann)