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Almwirtschaft gestern und heute:
Wanderung auf die Innerbergalm

Die Almwirtschaft ist vielleicht die älteste kulturelle Nutzungsform im Ötztal, denn zahlreiche Funde und die Pollen von Kulturpflanzen in der Erde (Weidezeiger) belegen, dass das Ötztal seit der Mittelsteinzeit kontinuierlich bewirtschaftetet wurde. Um Weideland zu schaffen, prägten die Menschen durch Brandrodungen ein neues Landschaftsbild: die Almen.

1986 wurden im Zuge der Erhebungen für das Tiroler Almbuch in den Ötztaler Gemeinden 68 bewirtschaftete Alpen gezählt, im Jahr 2020 wurden noch 52 von ihnen bewirtschaftet. Die Alpen um Längenfeld sind steil und rau, als reine Melkalpen sind die meisten ungeeignet. Neben dem Rind wurden meist Schafe und Ziegen aufgetrieben. 15 Alpen befinden sich auf Längenfelder Gemeindegebiet zur linken und rechten Talseite, überwiegend oberhalb der Waldgrenze. Die Alpen befinden sich heute, wie alle Längenfelder Alpen bis auf die Nisslalm in Gries, im Eigentum von Agrargemeinschaften. Sie wurden bereits in einem Bericht des Landeskulturrates für Tirol von 1873 als vorwiegende Galtalpen ausgewiesen, denn die Milchproduktion fiel im Vergleich zu typischen Melkalpen äußerst gering aus.
Aufgrund der mageren Böden entwickelte sich ein komplexer Ablauf in der Nutzung der Alpen, der von Generation zu Generation weitergegeben und streng eingehalten wurde. Von Lehn aus wurden die Kühe und Rinder Mitte Juni auf die Leckalpe aufgetrieben, die mit der heutigen Wurzbergalm in der Geschichte rechtlich eng verbunden war. 1965 wurden die beiden Alpen zusammengelegt.

(Mehr dazu: Curt J. Weckl: Die Alpen um Längenfeld im Ötztal. Unter besonderer Berücksichtigung des ehemaligen Besitzes des Frauenklosters Chiemsee in Bayern. (= unveröffentlichte Dissertation) Innsbruck 1967.)

Aufnahme der Ställe auf der Innerbergalm von Curt Weckl 1965.

Im Rahmen einer Exkursion luden die Ötztaler Museen am 22. Juli dazu ein, das Almgebiet oberhalb des Ötztaler Heimatmuseums gemeinsam zu erkunden. Begleitet wurde die Wanderung vom langjährigen Hirten Franz-Josef Holzknecht und dem Almexperten DI Johannes Jenewein von der Abteilung Agrarwirtschaft des Landes Tirol, sie gaben unterwegs Einblick in die Geschichte sowie in die aktuellen Herausforderungen auf unseren Almflächen. Almen machen immerhin 44 % der Fläche Tirols aus, ihre Entwicklung prägt die Regionen maßgeblich.

Vor allem der Klimawandel mit den höheren Temperaturen, aber auch zu geringe Weidezahlen stellen die Almwirtschaft vor große Aufgaben. Die Verbuschung der Weiden hat in den letzten Jahrzehnten massiv zugenommen.

Im Zuge der Exkursion wurde auch das Thema Bergmähder angesprochen. Die “Felder” hinter der Innerbergalm liegen in extrem steilem Gelände, sie wurden einst unter gefährlichen und kräfteraubenden Bedinungen gemäht – und heute werden sie nicht mehr genutzt.

Der Stall der Leckalm wurde vor Jahren saniert und zeigt sich in hervorragendem Zustand.