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Fallschirm der “Operation Greenup”
Gletscherfund im Museum

Im Februar vor 80 Jahren landeten drei OSS-Agenten der US-Army nachts mit Fallschirmen auf dem Sulztalferner, um eine möglichst friedliche Übergabe Tirols an die amerikanischen Truppen sicherzustellen. Im August sind Relikte dieser Landung am Gletscher ausgeapert. Sie befinden sich nun im Gedächtnisspeicher Ötztal.

Die Geschichte der Ereignisse im Sulztal im Februar 1945 sind hinlänglich bekannt. Dafür sorgte besonders das Sachbuch “Codename Brooklyn” des Historikers Peter Pirker, das 2019 erschien und die Vorgeschichte und die Ereignisse zwischen Oberperfuss und Innsbruck in den letzten Kriegswochen nacherzählte. Dafür sorgte zuletzt aber auch die gleichnamige Inszenierung am Tiroler Landestheater, die anlässlich des 80. Jahrestages uraufgeführt wurde und sich über ausverkaufte Vorstellungen freuen durfte.

Die Amberger Hütte mit dem Sulztalferner, vermutlich 1930er Jahre.

Die Amberger Hütte mit dem Sulztalferner, vermutlich 1930er Jahre.

Im August wurden dem Team der Amberger Hütte im Sulztal mehrfach seltsame Textilteile, die über den Gletscher verstreut lagen, gemeldet. Hüttenwirtin Lydia Gstrein meldete den Gletscherfund schließlich telefonisch bei den Ötztaler Museen, der Verdacht, dass es sich hier um Relikte der nächtlichen Fallschirmlandung handeln könnte, lag nah. Denn aufgrund Peter Pirkers Buch hatte man die Ereignisse des 26. Februars 1945 im Kopf: Ein holländischer und ein deutscher Jude landeten zusammen mit einem Tiroler Wehrmachtsdeserteur als OSS-Agenten im hinteren Sulztal. Hans Wijnberg, Franz Weber und Fred Mayer sollten dem US-Geheimdienst Informationen aus der Alpenfestung der Nazis liefern. Ohne sich zunächst sicher zu sein, wo genau sie gelandet waren, vergruben sie zunächst ihre Fallschirme im Tiefschnee und arbeiteten sich talauswärts bis zur Amberger Hütte vor, die sie verlassen vorfanden. Sich ihres Standortes nun sicher, brachen die drei Männer in die Hütte ein. Hier blieben sie zwei Tage um die vom Flugzeug abgeworfenen und über den Gletscher verteilten Ausrüstungsgegenstände einzusammeln. Schließlich arbeiteten sie sich undercover nach Oberperfuss, in das Heimatdorf Franz Webers vor, von wo aus sie als Agenten im Auftrag des US-amerikanischen Nachrichtendienstes OSS ihre Mission verfolgten: den amerikanischen Truppen zu berichten und eine kampflose Übergabe Innsbrucks aus den Händen der Nazis an die Allierten Truppen zu ermöglichen.

Aus dem Buch “Codename Brooklyn” von Peter Pirker: Foto der OSS-Agenten v.l. Hans Wijnberg, Franz Weber und Fred Mayer mit ihren Tiroler Unterstützerinnen Maria Hörtnagl und Anni Niederkircher im Mai 1945.

Teile der geborgenen Materialien auf dem Sulztalferner, die aktuell gereinigt und untersucht werden.

Im September konnten nun Teile eines Fallschirms und weitere derzeit nicht genau definierbare Objekte – allesamt nach 80 Jahren im Eis in äußerst schlechtem Zustand – vom Sulztalferner geborgen werden. Sie werden derzeit im Gedächtnisspeicher getrocknet, gesäubert und so gut wie möglich haltbar gemacht. Archivarin Annine Seebacher arbeitet aktuell an der Identifizierung der Objekte.

Da die sich Ötztaler Museen aktuell schwerpunktmäßig dem 80. Gedenkjahr zum Ende des Zweiten Weltkriegs sowie der NS-Zeit widmen, kommt dieser Gletscherfund gerade recht: Er soll im Winter in die Ausstellung “WER WIDERSTAND? Deserteure der Wehrmacht und wer ihnen half” im Turmmuseum Oetz integriert werden. Zum 81. Jahrestag hat sich Historiker Peter Pirker, der die Ausstellung als Ko-Kurator mitgestaltet hat, bereit erklärt, am 26. Februar 2026 einen Vortrag im Turmmuseum Oetz zur “Operation Greenup” zu halten.

Im Rahmen zweier Suchaktionen konnten die verstreuten Objekte gefunden werden, Museumsleiterin Edith Hessenberger erhielt dabei Unterstützung von Christoph Weimann, Lydia und Serafin Gstrein, Michaela Burger, Michael Kasper und Josef Hessenberger.

Im Rahmen zweier Suchaktionen konnten die verstreuten Objekte gefunden werden, Edith Hessenberger erhielt dabei Unterstützung von Christoph Weimann, Lydia und Serafin Gstrein, Michaela Burger, Michael Kasper und Josef Hessenberger.