Reise-Lust und Reise-Frust liegen in diesen Tagen nah beieinander. Wir haben daher für euch eine Zeitreise durch ein Tirol vor 150 Jahren vorbereitet: Von Innsbruck ausgehend geht die Tour durch Nordtirol, aber auch in nahegelegene Orte jenseits der Tiroler Grenzen.
Ziel der Reise ist es, die schönsten Plätze des Landes vorzustellen. Welche das vor 150 Jahren wohl waren?
Wenig überraschend sind sowohl die Orte, als auch die fotografischen Perspektiven auf Sehenswürdigkeiten über diese Zeit hinweg weitgehend konstant geblieben: die frühe Tourismus-Fotografie hat unsere Bildsprache bis heute geprägt.
Der Bilderspaziergang „Tirol vor 150 Jahren“ basiert auf unserem neu erschienenen Buch „Fotografische Zeitreise durch Tirol“, das ein Fotoalbum von Karl Friedrich Würthle aus den Jahren 1872–1886 vorstellt. Rund um die 136 großformatigen Fotografien gibt es Spannendes aus der Welt der Fotografie Ende des 19. Jahrhunderts zu entdecken: Welche Orte wurden im Album vorgestellt und warum? Welche von ihnen werden heute kaum mehr touristisch beworben? Wer waren die Fotografen hinter dem Namen F.K. Würthle?
Das alles und mehr gibt es in unserem Buch zu entdecken, das ab sofort im Turmmuseum und im regulären Buchhandel um EUR 19,90 erhältlich ist, wir schicken es im Übrigen auch gerne zu.
Einige Einblicke in das wunderbare Album eröffnet der nachfolgende Bilderspaziergang, der, gelb gerahmt und mit Logo versehen, ursprünglich für Instagram aufbereitet wurde und hier nochmals wiedergegeben wird. (Edith Hessenberger)
Maria-Theresien-Straße Wer möchte nicht einmal über die Maria-Theresien-Straße vor 150 Jahren flanieren?
Hofburg Innsbruck Nahezu unverändert präsentiert sich die Innsbrucker Hofburg mit ihrer Rokokofassade von 1780 bis heute, und doch ist diese Fotografie aus dem Atelier Würthle 150 Jahre alt. Allein die großen Koniferen vor dem Gebäude waren zum Zeitpunkt der Aufnahmen noch nicht gepflanzt.
Schloss Ambras Bis heute ein Fixpunkt bei Spaziergängen, Tagesausflügen, oder Reisen nach Innsbruck: Das Schloss Ambras bei Innsbruck.
Spanischer Saal Auch heute noch zu bewundern, der Spanische Saal im Schloss Amras.
Bergisel Schon Mitte des 19. Jhd.s stellte der Bergisel ein touristisches Ziel dar, denn als Schauplatz der vier Schlachten am Bergisel 1809 war er zu Berühmtheit gelangt und zum Gedenkort geworden. Einige Jahre nach dieser Aufnahme (1892) wurde hier zum Gedenken an die Schlachten das Andreas-Hofer-Denkmal enthüllt.
Brennerbahn Weiter geht es auf unserer Reise durch Tirol 1872-1886 in Richtung Süden. Sensation und Hoffnungsträger jener Jahre war nämlich das neue errichtete Eisenbahnnetz. Aus diesem Grund – und auch um den Tirolreisenden Komfort und moderne Infrastruktur zu signalisieren – waren Bahnstrecken und Bahnhöfe Ende des 19. Jahrhunderts ein beliebtes Fotomotiv. Hier zu sehen die Brennerbahn oberhalb der Sillschlucht südlich des Bergisel. Die Brennerbahn wurde 1864-1867 errichtet.
Matrei am Brenner Matrei am Brenner war durch die Geschichte hindurch immer ein wichtiger Ort entlang einer der wichtigsten Alpenübergänge gewesen. Die neu errichtete Brennerautobahn verstärkte die Attraktion Matreis zunächst, denn für die Reisenden war es wichtig, leicht und komfortabel an ihr Ziel zu kommen.
Ranalt Die Reise wird durchs Stubaital in Richtung Ötztal fortgesetzt. Hier zu sehen eine wunderbare, 150 Jahre alte Aufnahme von Ranalt – mit dem besonders für Alpinisten wichtigen Gasthauses Ranalt als letzte Basis im Tal – bevor man sich ins Hochgebirge aufachte.
Wilder Freiger Wir haben Ranalt hinter uns gelassen, und nun geht’s in die höchsten Höhen der Stubaier Alpen. Der majestätische Wilde Freiger ist 3418 m hoch und liegt direkt am Alpenhauptkamm an der Grenze zu Südtirol. Besonders beeindruckend sind natürlich die Ausmaße der Vergletscherung vor 150 Jahren.
Stuibenfall Seit rund 200 Jahren ist der Stuibenfall im Ötztal ein Magnet für Reisende. Der Stuibenfall zählt zu den häufigsten Ötztaler Landschaftsmotiven für MalerInnen und später auch FotografInnen und zählt zu den wichtigsten touristischen Punkten.
Längenfelder Becken Der nächste Punkt im Album von F.K. Würthles ist das Längenfelder Becken, wo die Landwirtschaft vor 150 Jahren von der Industrialisierung beinah unverändert Leben und Arbeiten prägte.
Kirche zur Heiligen Katharina Wir bleiben in Längenfeld und sehen hier die Kirche zur Heiligen Katharina. Davor ist noch der Gasthof Stern zu sehen. Zwischen der Kirche und dem Widum blitz der Gasthof Rose hindurch.
Höchstes Kirchendorf Österreichs Auf diesem Bild idyllisch eingefangen das höchste Kirchendorf Österreichs, gelegen auf einer Seehöhe von 1907 m und bestand, 1884 nur aus einigen wenigen Bauernhäusern.
Rotmoosferner Der Höchststand der Vergletscherung der Ötztaler Alpen lag 1884 gerade erst 25 Jahre zurück. Dementsprechend mächtig präsentiert sich hier der Rotmoosferner oberhalb von Obergurgl, und wird hier von der Hohen Mut aus betrachtet.
Schalfkogel Wir bleiben in den luftigen Höhen der Obergurgler Berg- und Gletscherwelt. Im Hintergrund ist der Schalfkogel zu sehen.
Gurgler Ferner Diese Fotografie wurde von dem Fotografie-Pionier Gustav Jägermayer gemacht, der für Würthle arbeitete. Hier ist der Gurgler Ferner anzusehen, der von einer Kuppe vor dem Ramoljoch aus betrachtet wird.
Vent Fast so beschaulich wie heute: Das Bergsteigerdorf Vent am Fuße der Wildspitze, gelegen auf 1895 m Seehöhe. Diese Fotografie aus dem Album F.K. Würthles wurde 1884 gemacht, kurz nachdem Franz Senn aufgehört hatte, als Pionier für den Alpinismus in Vent zu wirken.
Talleitspitze Wir bleiben in Vent und sehen auf den Hausberg des Dorfes, die Talleitspitze mit 3. 406 m. Erstbestiegen wurde die Talleitspitze 1811 von Franz Hauslab.
Wildspitze Mit 3.768 m ist die Wildspitze der höchste Berg Nordtirols. Die Erstbesteigung gelang 1848 dem Bergbauern Leander Klotz aus Rofen bei Vent. Wenige Jahre später hatte sich Vent zu einem Bergsteigerdorf entwickelt und die Einheimischen verdienten als Bergführer gutes Geld.
Niederjoch Die Gipfeltour geht weiter – hier ist das Niederjoch, im Ötztal mit einer weitläufigen Gletschermouräne zu sehen.
Schalfferner Diese Aufnahme des Schalfferners zeigt wie weit das Ewige Eis bereits zurückgegangen ist.
Similaun Diese Aufnahme zeigt den Similaun (3599 m Höhe) von dem Marzellgletscher aus. Im Vordergrund ist ein typischer Stadel der alpinen Kulturlandschaft zu sehen.
Unser Frau Wir machen einen kleinen Abstecher ins Schnalstal, genauer in den größten Ort des Tales Unser Frau. Mittelpunkt des Bildes ist die Wallfahrtskirche Unser Frau in Schnals.
Karthaus Von Vent führt die Reise durch das Album von F.K. Würthle 1872–1886 über das Hochjoch hinüber ins Schnalstal. Auf dieser Fotografie von 1884 zu sehen ist das Dörfchen Karthaus, das auf ein im 14. Jahrhundert gegründetes Karhäuserkloster zurückgeht.
Zirl Die Reise durch das Album F.K.Würthles 1872–1886 führt uns zurück ins Inntal. Hier kaum wiederzuerkennen und inmitten von Wiesen liegt am Ausgang der Ehnbachklamm das Dörfchen Zirl um ca. 1884.
Hohe Munde Diese Fotografie fängt nicht nur den Telfer Hausberg – die Hohe Munde – ein, sondern ist auch ein Dokument des Baues der Arlbergbahn 1882 auf dem Pfaffenhofener Gemeindegebiet. Der Anschluss an die Arlbergbahn war ein wichtiger Schritt für die Ortsentwicklung.
Landeck Dieses Foto zeigt einen Ort mit besonderer Anziehung, auch bereits damals für die TouristInnen. Landeck mit seinem Schloss zählte damals wie heute definitiv zu den Sehenswürdigkeiten des Landes.
Nauders Fotografische Zeitreise durch Tirol: Nächster Halt- Nauders. Mit seiner Burg inmitten einer lieblichen Landschaft, und natürlich auch entlang einer Hauptverkehrsroute zwischen Norden und Süden gelegen, war Nauders schon früh ein bekanntes Ziel für TouristInnen.
Arlbergpass Sehr eindrücklich ist diese sehr frühe Aufnahme vom Arlbergpass, auf dem links unverkennbar das Hospiz St. Christoph zu sehen ist. Mit dem Bau des Arlbergtunnels 1884 verlor das Hospiz an Bedeutung – nur noch wenige Reisende wählten den deutlich beschwerlicheren Weg über den Pass. Die Herberge verfiel zunehmend, wurde aber schließlich unter Denkmalschutz gestellt. Erst mit dem Aufkommen des Skisports ab 1900 kam dem Hospiz – und damit dem Ort St. Christoph– wieder besondere Bedeutung zu.
Feldkirch Nach zahlreichen fotografischen Dokumentationen der 1884 eröffneten Arlbergbahn führt das Album K.F. Würthles schließlich ins Vorarlberger Rheintal und stellt hier u.a. Feldkirch vor. Hier allerdings blickt wohl der Brückenheilige Nepomuk nicht auf den Rhein, sondern auf die Ill. Im Hintergrund deutlich zu sehen ist die Schattenburg.
Füssen Nun machen wir einen Abstecher etwas nördlich – nach Füssen. Die Fotografie zeigt das Hohe Schloss und einem kleinen Industriegebiet im Vordergrund.
Reutte Auf diesem Bild sehen wir die romantische Holzschindel-Dachlandschaft in Reutte.
Lermoos Diese Fotografie von Lermoos beeindruckt vor allem durch die menschenleeren Straßen – so wirkt es, als ob die Menschen hier gerade zum Mittagessen aufgebrochen sind und ihre Arbeitsgeräte stehen gelassen hätten.
Nassereith Eine beeindruckende Dachschindel-Landschaft präsentiert auch Nassereith auf dieser Fotografie, garniert von Obstbäumen, liegt es friedlich inmitten der Nördlichen Kalkalpen.
Kufstein Damals wie heute imposant: Kufstein mit seiner Festung. Die weitere Reise im Album verläuft über Jenbach ins Zillertal.
Achensee Menschenleer präsentiert sich im Fotoalbum auch das Ufer des Achensees. Welcher Ort und welche hier allerdings zu sehen sind, dazu freuen wir uns über Hinweise … Die einheimische Leserschaft aus dem Unterland ist gefragt!
Mayerhofen Das Zillertal wird wie das Ötztal ausführlich im Fotoalbum von K.F. Würthles, das ja in den 1880er Jahren gezielt an Reisende und Sommerfrischler richtete, vorgestellt. Mayerhofen wird hier sehr wildromantisch präsentiert, im Album wird im Übrigen für das Zillertal auch eine anonyme Frau in der einheimischen Tracht vorgestellt- ein Bild das über Jahrhunderte das Tourismusmarketing prägte.
Hopfgarten Das Tiroler Unterland stellt einen großen Schwerpunkt im Fotoalbum K.F. Würthles 1872–1886 dar. Hier zu sehen ist Hopfgarten mit seiner imposanten Pfarrkirche.
Zeller See Einen Abschluss findet unsere „Fotografische Zeitreise durch Tirol 1872–1886“ vorerst am Zeller See mit Blick auf das Kitzsteinhorn – ebenfalls einer schon früh enorm beliebten Feriendestination Bürgerlicher und Adeliger ab Mitte des 19. Jahrhunderts.