Aus der Deutschen Fotothek erreichen uns Bilder, die wir gerne teilen möchten: Der deutsche Fotograf Peter Richard sen. (1895–1977) war weltweit tätig und hinterließ einen einzigartigen dokumentarischen Bestand. Unter anderem war er in den 1950er Jahren auch in Sölden unterwegs, denn eine Serie von Aufnahmen zeigt wunderschöne Ansichten vom bäuerlichen Alltagsleben abseits des Tourismus.
Geboren 1895 in Schlesien als achtes Kind einer Arbeiterfamilie gaben die Eltern vor, dass der junge Peter das Schmiedehandwerk erlernen sollte, anstatt zu fotografieren. Mit seinem ersten Lohn kauft er bald darauf den ersehnten ersten Fotoapparat mit Stativ und einem Dutzend Platten auf Raten.
Nach dem 1. Weltkrieg geht Peter Richard nach Halle und arbeitet im Leunawerk, wo er mit der Arbeiterbewegung in Verbindung kommt. Er tritt der USPD, 1920 der KPD bei und erkennt, “wie wichtig es wäre, die Geschehnisse, die von der bürgerlichen Presse verfälscht dargestellt wurden, durch die Beweiskraft fotografischer Bilder zu widerlegen”. Bald erscheinen in den Werbezeitschriften und Monatsblättern der großen Fotofirmen sowie in der Arbeiterpresse erste von ihm illustrierte Beiträge. Die politische Radikalisierung im Zuge der Wirtschaftskrise führt zu vermehrter Arbeit mit versteckten Kameras – in Schuhkartons und Aktentaschen.
Nach ausgedehnten Reisen durch Südamerika (1928–1930) und Nordeuropa (1930/1931) kehrt Peter Richard 1931 nach Dresden zurück, wo er u.a. für die „Arbeiter Illustrierte Zeitung“ (AIZ), den „Arbeiterfotograf“ oder das „Illustrierte Volksecho“ tätig ist. Noch bis 1938 fotografiert er mit der verborgenen „Bauchnabelkamera“. Die Aufnahmen, etwa von der ‘Kristallnacht’, werden in leeren Brillantinedosen, die wiederum in Fahrradrahmen versteckt sind, über die Grenze zur A.I.Z.-Redaktion nach Prag geschmuggelt.
Als Richard Peter am 17.09.1945 aus dem Kriegsdienst wieder zurück nach Dresden kommt, muss er feststellen, dass seine Wohnung mitsamt der Kameras, den Objektiven, den Negativbeständen von Südamerika, Skandinavien, Tirol, den Dresdner Nachtaufnahmen und den Bildern aus dem Krieg zerstört ist.
Peter engagiert sich bei der KPD-Bildstelle und wird schnell verantwortlicher Mitarbeiter der neuen Illustrierten „Zeit im Bild“, die er mit aufbaut. Schon 1946 wechselt er zum Verlag „Der freie Bauer“, wo er als Landesredakteur tätig wird. Ab 1949 arbeitet Richard Peter als selbständiger Fotograf – und in diesen Jahren kam er im Rahmen ausgedehnter Fotoreisen auch nach Sölden, wo die Bilder in nachfolgendem Bilderspaziergang entstanden.
Für sein fotografisches Schaffen erhält er zahlreiche Auszeichnungen, wie 1961 den Ehrenpreis für Fotografie vom Kulturbund der DDR und 1970 von der Internationalen Föderation für künstlerische Fotografie (FIAP) den Titel „Excellence FIAP“. Am 3. Oktober 1977 stirbt Richard Peter sen. in Dresden. (Edith Hessenberger)