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NS-Zeit im Ötztal
Themenschwerpunkt 2025

80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs wird im Ötztal zurückgeblickt: Was geschah in der Region in den Jahren 1938-1945? Vier Ausstellungen, ein neues Buch und ein talweiter Audioguide geben Einblick in verschiedene Kapitel dieser bisher noch nicht erzählten Geschichte des Tales.

Dem heurigen Themenschwerpunkt ging ein umfangreiches Projekt mit vielen Beteiligten voraus. Vor rund drei Jahren wurden 25 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eingeladen, die wichtigsten Aspekte der NS-Geschichte im Ötztal zu beforschen und im Rahmen eines Beitrags in einem neuen Buch zu publizieren. Partner dieser Forschungen ist die Universität Innsbruck, finanziert wurden die Arbeiten vom Planungsverband der Ötztaler Gemeinden.

Begleitet von einem talweiten Sammelaufruf wurden aus diesen wissenschaftlichen Grundlagen vom Museumsteam vier Ausstellungen und ein Audioguide erarbeitet, die im ersten Halbjahr 2025 nach und nach eröffnet werden. Das besondere dabei ist: Die vier Ausstellungen verteilen sich über das ganze Tal, ebenso wie die Schauplätze der Geschichten im Audioguide – und alle Angebote sind entweder im öffentlichen Raum, im Internet oder in den Museen niederschwellig und kostenfrei zugänglich.

Ein Überblick über die Ausstellungen und das Rahmenprogramm steht hier als Folder NS-ZEIT im ÖTZTAL zum Download bereit.

Blick in eine der Archivschachteln mit gesammelten Objekten aus der NS-Zeit.

Blick in eine der Archivschachteln mit gesammelten Objekten aus der NS-Zeit.

 

Was gibt es wann zu sehen?

Das gesamte Projekt erstreckt sich über das Turmmuseum Oetz, das Ötztaler Heimatmuseum, eine Ausstellung bei der Kirche Maria Schnee in Umhausen, bis hin zum Alten Schießstand am Granbichl in Sölden. Inhaltlich wird in den Ausstellungen auf folgende Themen fokussiert:

WER WIDERSTAND? Deserteure der Wehrmacht und wer ihnen half
Ausstellung im Turmmuseum Oetz (27. März 2025 – 4. April 2026)
Eröffnung und Vortrag von Peter Pirker am 27. März 2025, 18 Uhr

Im Ötztal versteckte sich im Zweiten Weltkrieg eine vergleichsweise hohe Zahl an Männern, um dem Kriegsdienst zu entgehen. Die meisten von ihnen flüchteten vor einer erneuten Erfahrung an der
Front. Die Mehrzahl überlebte den Krieg. Die Desertion gelang, weil ein großes, gut funktionierendes Netzwerk da war. Schwestern, Mütter, Ehefrauen, auch Gendarmen und Ärzte ermöglichten ihnen das Desertieren. In der Ausstellung erinnern sich Nachkommen an die Ereignisse. Peter Pirker eröffnet mit einem Impulsvortrag.

AUS UNSERER MITTE. Die Ötztaler Opfer des nationalsozialistischen Krankenmordes
Ausstellung bei Maria Schnee, Umhausen (ab 25. April 2025 dauerhaft)
Eröffnung am 25. April 2025, 16 Uhr

Die Ausstellung „AUS UNSERER MITTE“ thematisiert die Durchführung des nationalsozialistischen Krankenmordes an psychisch, geistig und körperlich behinderten Menschen. Dieses Verbrechen wurde
lange Zeit verschwiegen, verleugnet und vergessen. Mindestens zwölf Menschen aus dem Ötztal fielen der nationalsozialistischen Gesundheitspolitik zum Opfer. Die Ausstellung erinnert an die Ermordeten
und benennt die grauenvollen Taten.

NS-ZEIT IM ÖTZTAL 
Ausstellung im Ötztaler Heimatmuseum, Längenfeld (2. Juni 2025 – 23. Oktober 2025)
Eröffnung und Buchpräsentation am 2. Juni 2025, 18 Uhr

1938–1945 waren auch im Ötztal prägende Jahre. Zwei Ausstellungen machen einerseits die Bedeutung des Nationalsozialismus für die Menschen damals nachvollziehbar und zeigen andererseits die
nachhaltigen Spuren dieser Zeit: In Kooperation mit dem Fotografen Elias Holzknecht wird unter dem Motto „AUF DEN ZWEITEN BLICK“ hinter die alltäglich-gewohnten Bilder geblickt.
Anlässlich der Eröffnung zweier Ausstellungen werden der neue Sammelband „NS-ZEIT IM ÖTZTAL“ sowie ein gleichnamiger talweiter Audioguide präsentiert.

DENKMAL SCHÜTZEN
Ausstellung im Alten Schießstand, Sölden (ab 27. Juni 2025 dauerhaft)
Eröffnung und Vortrag von Nikolaus Hagen am 27. Juni 2025, 16 Uhr

Im denkmalgeschützten alten Schießstand in Sölden wird die Ausstellung „DENKMAL SCHÜTZEN“ mit einem Impulsvortrag von Nikolaus Hagen eröffnet. Der Schießstand wurde in der NS-Zeit
errichtet und ist Ort und Ausstellungsobjekt gleichermaßen. Die temporäre Ausstellung thematisiert Geschichte, Gegenwart und den zukünftigen Umgang mit diesem Ort.

Buch und Audioguide

Am 2. Juni wird das Buch “NS-Zeit im Ötztal” als Band 12 der Ötztaler Museen Schriften präsentiert. Es umfasst auf rund 700 Seiten 27 Beiträge zu interessanten Aspekte der Jahre 1933-1945: von den ersten aktenkundigen Nationalsozialisten über die Ereignisse rund um den “Anschluss” ans Deutsche Reich, über das Alltagsleben oder den Schulbetrieb im Krieg, bis hin zur Rolle des Tales für die
Kriegswirtschaft. Der Sammelband ist um € 39,90 in den Ötztaler Museen erhältlich.

Begleitend dazu wird ebenfalls am 2. Juni der Audioguide “NS-Zeit” im Ötztal präsentiert. An 15 Orten im Ötztal wird Einblick in die Situation und Ereignisse vor über 80 Jahren gegeben: Wo befanden
sich Zwangsarbeiterlager? Wozu dienten heute überwucherte Betonmauern einst? Was wissen wir heute über den Alltag der Deserteure im Ötztal?
Der Audioguide ist auf Deutsch und Englisch verfügbar, wurde von der Tiroler Schauspielerin Lisa Hörtnagl eingesprochen und gibt in 40 Minuten einen kurzweiligen Überblick.

 

Überblick über die Ausstellungsorte und Bezugsorte des Audioguides im Ötztal.

Ausstellungen und Audioguide werden gefördert im Rahmen des EUREGIO-Museumsjahres 2025, durch das Regionalmanagement Imst, sowie durch die Sektion IV (Kunst und Kultur) des BMKOES.