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Geschichte der Jenischen
am Chronistentag in Südtirol

Im Rahmen des EUREGIO-Museumsjahres 2021 wurde das Projekt “Fahrend? Um die Ötztaler Alpen” u.a. in Kooperation mit dem “Vintschger Museum Vuseum” in Schluderns umgesetzt. Am 11. September fand als Rahmenprogamm des Schwerpunkts der Südtiroler ChronistInnentag ganz im Zeichen der Jenischen Geschichte Tirols statt. 

Auch aus Nordtirol waren einige Chronistinnen und Chronisten angereist, denn diese Geschichte ist wie so oft in Tirol eine gemeinsame: Die Situation zahlreicher Tiroler Familien, die sich nur mittels saisonaler oder dauerhafter Migration erhalten konnten, und die aufgrund ihrer teils großen Armut und ihres ungewöhnlichen Lebensstils eine starke Diskriminierung und Ausgrenzung erfuhren. Gleichzeitig erfüllten sie eine wichtige Funktion für die Sesshaften: als Händler von unterschiedlichsten Waren, als Handwerker mit besonderen Fähigkeiten wie Korbflechten, Besenbinden, oder Pfannenflicken, aber auch als Post – wenn es darum ging, anderen eine Nachricht oder ein Paket zu überbringen.

Edith Hessenberger spricht über die Jenische Geschichte Nordtirols und welches Ziel die aktuelle Ausstellung und das Buchprojekt “Fahrend?” verfolgen.

Im Vintschger Museum wurde ein Wagen fahrender Händler rekonstruiert und zeigt Objekte, die häufig gehandelt oder mitgeführt wurden.Im Rahmen des Südtiroler ChronistInnentages referierten der Historiker Andreas Paulmichl aus Laatsch und die Kulturwissenschaftlerin Edith Hessenberger von den Ötztaler Museen über die Geschichte und Rezeption der Jenischen Geschichte Tirols in Nord- und Südtirol. Im Anschluss an die Referate ergab sich eine angeregte Diskussion um Unterschiede im sprachlichen Umgang mit den Jenischen in Süd- und Nordtirol. Diese dürfte sich aus der seit Ende des 1. Weltkriegs unterschiedlichen politischen Entwicklung der beiden Landesteile ergeben haben, da durch die Option viele vor allem ärmere Familien Südtirol verließen. Das Phänomen der “Karrner” wird daher in Südtirol eher als ein historisches wahrgenommen, während die Diskriminierung Jenischer in Nordtirol bis in die 1980er Praxis war und ab den 1990er Jahren auch offen thematisiert wurde – unter anderem und vor allem durch die Aufklärungs- und auch Kulturarbeit Romed Mungenasts.

Mit einer Führung durch die Ausstellungen durch Gabi Obwegeser sowie Christine Eisenstecken und der Verkostung regionaltypischer Produkte fand die Veranstaltung einen gemütlichen Abschluss.

Auf Einladung von Helene Dietl-Laganda, Vizepräsidentin des Vuseum, s’Vintschger Museum, der Ötztaler Museen und des Bezirkschronisten des Vinschgau, Wolfgang Thöni, trafen sich am Samstag, dem 11.9., Chronistinnen und Chronisten aus Süd- und Nordtirol in Schluderns.