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Das Gletscherrad
100 Jahre Grenzgeschichte

Als uns im Sommer 2018 die Nachricht erreichte, ein Fahrrad sei in der Nähe der österreichisch-italienischen Grenze auf 3.000 Meter Höhe aus dem Gletscher ausgeapert gefunden worden, war das ein Glücksfall für Regionalmuseen, wie sie die Ötztaler Museen mit dem Turmmuseum und dem Heimatmuseum darstellen.

Mit klarem Bekenntnis zum musealen Auftrag „Forschen, Dokumentieren, Sammeln, Bewahren, Vermitteln“ stellte das Rad für uns als Museen die Möglichkeit einer Brücke dar: von einem extrem heißen Sommer 2018, der die Gletscher mehr als in anderen Jahren schmelzen ließ und den Klimawandel fast täglich medial zum Thema machte, hin zur einer der interessantesten Regionen in den Ötztaler Alpen: der relativ jungen Staatsgrenze und ihrer enorm spannenden Geschichte im 20. Jahrhundert.

Es gelang, das Objekt zu bergen und schnell war klar, dass dieser Fund nicht nur wissenschaftlich, sondern auch als Vermittlungsobjekt überaus interessant war. Ein Rad in dieser Höhe, an diesem Ort, das irritiert und wirft Fragen auf – das zeigten auch die medialen Reaktionen. „Gletscherfund auf Rotmoosjoch gibt Rätsel auf“ (ORF.tirol.at am 7.8.2018)[1], „Machte ‚Ötzi‘ mit diesem ‚Radl‘ die Berge unsicher?“ („Heute“ am 7.8.2018)[2] und zahlreiche Zuschriften von „Gebt Ötzi sein Fahrrad zurück!“ bis hin zur Empfehlung von möglichen ZeitzeugInnen zur Aufklärung der Geschichte gingen im Museumsbüro ein. Sie erschienen uns gleichsam als Auftrag, dieses Rad nicht nur auszustellen, sondern seine möglichen Geschichten zu erzählen.

In Kooperation mit einem interdisziplinären Forscherteam – und mit finanzieller Unterstützung durch das Bundeskanzleramt, Sektion Kunst und Kultur – konnte die Geschichte der Grenze zwischen dem Ötztal, sowie dem Passeier- und Schnalstal in Hinblick auf die Ereignisse in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert untersucht werden – auch in Hinblick auf eine mögliche Erklärung, wie ein Fahrrad auf einem Gletscher auf 3.000 Meter Höhe zurückgelassen werden konnte.

Die Ergebnisse dieses Projektes sind im Band 2 der “Ötzaler Museen Schriften” zum Thema Gletscherfunde und die Geschichte der Grenze in den Ötztaler Alpen ankündigen, sowie die Eröffnung einer Sommerausstellung im Gedächtnisspeicher zu selbigem Thema.

 

[1] https://tirol.orf.at/news/stories/2928616/
[Zugriff am 19.1.2019]
[2] https://www.heute.at/community/leser/story/Rotmoosjoch-Obergurgl–tztaler-Museen-Machte–tzi-mit-diesem–Radl–die-Berge-unsicher–41669378
[Zugriff am 19.1.2018]

 

Archäologe Thomas Bachnetzer, Obmann Hans Haid, Museumsleiterin Edith Hessenberger bei der Übergabe des Fahrrades vom Rotmoo