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Faszination Flachs
“Alte” Faser neu entdeckt

Auf der Suche nach typischen historischen Textilfasern sind vergangene Sommer die Standortagentur Tirol in Kooperation mit dem Tirol Shop bei uns im Ötztaler Heimatmuseum fündig geworden. Gemeinsam mit dem Tiroler Musiker Manu Delago wird derzeit ein Experiment durchgeführt: Die Herstellung von Mützen aus dreierlei traditionellen Tiroler Fasern: Flachs, Wolle und Hanf.

Was die Geschichte und das Wissen um die Verarbeitung der Flachsfasern angeht, so ist das Ötztaler Heimatmuseum hier eindeutig eine gute Adresse: Seit Jahrzehnten bemühen wir uns, im Museumsgarten nicht nur um den konsequenten Anbau des Ötztaler Leinsamens, sondern auch um die Instandhaltung der zahlreichen Gerätschaften, die es zur Weiterverarbeitung des Flachses hin zum Leinen brauchte. Dazu zählen als besonders herausragende Exponate etwa auch die mit Wasserkraft betriebenen Flachsverarbeitungsgebäude am Lehnbach: die Schwinghütte und der Pluil.

Dass im Museum so viel Augenmerk auf das Wissen um den “Hoor”, wie man ihn im Ötztal nannte, gelegt wird, hat mit seiner historischen Bedeutung für die Region zu tun: In der Hochblüte des Flachsanbaues im Ötztal zwischen 1820 und 1880 wurden von Sautens bis Längenfeld jährlich zwischen 3200 und 3600 Zentner Flachs geerntet. Laut der Zeitung „Der Bote für Tirol und Vorarlberg“ vom 5. November 1821 ist der Flachs die „vorzüglichste Erwerbsquelle des Oetzthalers“. Der graue, längere und feinere „von Umhausen ist der vorzüglichste“, so hielt man damals fest. Interessant ist in diesem Zusammenhang: Flachs war eines der wenigen Exportgüter, das die Bevölkerung im Ötztal zum Zuverdienst produzierte.

Reifer Flachs kurz vor der Ernte im Museumsgarten in Lehn. In den kugeligen Samenkapseln befindet sich der Leinsamen.

Der Tirol Shop möchte zukünftig verstärkt auf regionale Fasern setzen und entwirft dazu ein neues Produkt, das sich aus Flachs, Schafwolle und Hanffasern zusammensetzt. Für den Prototyp stammt der Flachs aus dem Ötztaler Heimatmuseum, die Schafwolle vom Schafwollzentrum Regensburger in Umhausen und die Hanffasern aus Lienz in Osttirol. Der Tiroler Perkussionist Manu Delago, dem Umweltschutz und Nachhaltigkeit am Herzen liegen, unterstützt dieses Vorhaben aus Überzeugung und agiert daher als Testimonial.

Manu Delago versucht sich vor laufender Kamera im Brecheln der Flachsstängel.

Auf der Seite des Tirol Shop gibt es mehr zu diesem interessanten Projekt nachzulesen. Drei Film-Episoden erzählen die Geschichte des Teams auf der Suche nach der perfekten Tiroler Fasernkombination. Wir zeigen euch hier das zweite von drei Videos. Dieses Video “Episode 2” wurde im Heimatmuseum gedreht und zeigt eine Etappe des Teams auf der Suche nach Möglichkeiten, 3 Fasern aus Tiroler Produktion zu einer Kappe zu verarbeiten.