Das Ötztal und das Passeiertal sind seit jeher ein gemeinsamer sozialer Handlungsraum. Seit 1984 treffen sich die Ötztaler und Passeirer Bürgermeisterinnen und Bürgermeister jährlich zum informellen Austausch. Dieses Jahr organisierte der Längenfelder Bgm. Richard Grüner einen Besuch im Ötztaler Heimatmuseum.
Der Raum Ötztal-Passaiertal ist historisch eng verknüpft. Gemeinsame Praktiken, wie der jährliche Viehtrieb bzw. Viehhandel und nicht zuletzt der Schmuggel während der Kriegs- und Zwischenkriegsjahre haben Menschen der Regionen auch nach der Grenzziehung verbunden.
Diese intensiven Beziehungen zwischen den Tälern waren auch am 22. August spürbar. Die Kooperation der fünf Gemeinden in Form eines Ötztaler Planungsverbandes als Gründungsbasis für die Ötztaler Museen war ein wichtiges Thema an diesem Tag. Museumsleiterin Edith Hessenberger gab Einblick in die Zusammenarbeit mit den Gemeinden, und zeichnete diese am Beispiel des neuen Schaudepots nach – das mithilfe der tatkräftigen Unterstützung der Gemeindearbeiter von Längenfeld in neuem Glanz erstrahlt. Im Frühjahr 2024 wurde es gemeinsam mit der Ausstellung „Vieh. Von Weidetieren und Menschen“ neu eröffnet. Verena Sauermann stellte im Gedächtnisspeicher den Schwerpunkt 2025 – ein Forschungs- und Ausstellungsprojekt zur NS-Zeit – vor und erörterte gemeinsam mit der Gruppe die Rolle des Volkskundlers und Museumsmitbegründers Dr. Hans Haid. Laura Kogler sprach über Hausgeschichten und den partizipativen Audioguide und die Vielschichtigkeit von Heimat.
Damit wird sichtbar: Grenzen bilden Veränderungen ab, und machen neue Entwicklungen sichtbar. Die einst im politischen Sinne einfach zu überschreitende Grenze hat im Laufe der letzten 100 Jahre immer wieder eine wechselnde Rolle für die Menschen gespielt: trennend, verbindend, Freiheit oder Urlaub verheißend, gefahrenvoll und sogar tödlich.
Heute kann die Grenze in den Ötztaler Alpen wieder einfach überschritten werden. Sie ermöglicht eine neue Form des Austausches und der Zusammenarbeit. Bei einem gemütlichen Austausch mit frischem Brot aus dem Museumsbackofen wurden die alten Verbindungen neu gefeiert.