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Bilderspaziergang
Hans Popp

In der Sammlung Hans Jäger befinden sich zahlreiche Gemälde und vor allem Graphiken aus den 1920er und -30er Jahren, welche von Hans Popp (1903–41) geschaffen wurden. Auch wenn Popp kein weit bekannter Künstler ist, sollten seine Werke innerhalb der Ötztaler Kunstlandschaft auf keinen Fall unterschätzt werden.

Hans Popp war ein Künstler, über dessen Leben recht wenig bekannt ist. So ist sowohl sein genauer Geburtsort wie auch das Geburtsjahr ungeklärt, wahrscheinlich wurde er im Februar 1903 in Grünstadt (Rheinland-Pfalz) geboren. Andere Quellen nennen aber auch Roth in Franken als Geburtsort. Jedenfalls ist er in Franken, vermutlich in Weigenheim, aufgewachsen. Er verstarb bereits in einem jungen Alter von 37 Jahren im Jänner 1941 in Wien. Seine künstlerische Ausbildung belegte er an der Wiener Akademie der Bildenden Künste in den Jahren 1925–29. In den 1920er und 30er Jahren lebte er zumindest teilweise in Piburg im sogenannten Malerhäusl, welches er sich auf einem gepachteten Grundstück etwas oberhalb vom Dorf errichtete. Über seine anderen Standorte zu jener Zeit ist kaum etwas bekannt. Trotz der akademischen Ausbildung bekam er sein tägliches Brot als Elektroingenieur mit kleinen Gelegenheitsaufträgen, und konnte die weniger ertragreiche Tätigkeit als Maler nur nebenbei ausführen. Umso erstaunlicher ist es, dass sich dennoch so viele seiner Werke in der Sammlung Jäger befinden. Erwähnenswert ist weiters seine Freundschaft mit dem Künstler Rudolf Reinkenhof, den er in Wien kennengelernt hatte, und der ebenfalls zeitweise in Piburg ansässig war. Dieser erlangte jedoch, nicht zuletzt aufgrund seines längeren Lebens, deutlich mehr Ruhm.

Das Oeuvre von Hans Popp besteht aus einigen Ölgemälden, Zeichnungen und vielen Druckgraphiken, wobei er es verstand, in jedem dieser Medien seine diversen Fähigkeiten zum Ausdruck zu bringen. Unter den Bildthemen finden sich Landschaftsdarstellungen aus dem vorderen Ötztal, insbesondere Piburg, und damit verbunden auch die Architekturlandschaft dieser Gegend. Er widmete sich Natur- und Waldszenen und fertigte hierbei von der schnellen Skizze eines Baumes bis zum Gemälde der Pflanzenwelt zwischen den moosigen Felsblöcken im Piburger Bergsturzgebiet die verschiedensten Bilder an. Auch Blumenstillleben gehören zu seinen häufigeren Motiven. Nicht zu unterschätzen sind vor allem seine Porträts, die ohne besonders viele Details zu zeigen, mit einfachen, selbstbewusst gezogenen Linien bzw. Pinselstrichen äußerst ausdrucksstarke Gesichter mit hohem Wiedererkennungswert darstellen. Ganz besonders deutlich werden diese starken Ausdrücke in seinen Radierungen. Außerdem gehören noch einige Genreszenen bzw. das Alltägliche zu seinem Repertoire. Weiters überliefert sind auch Skizzen, Studienblätter und unvollendete Gemälde.

Hans Popp wird häufig dafür gelobt, dass er einer der ersten Künstler in der Region ist, der die Moderne in die Ötztaler Kunst bringt. Tatsächlich arbeitet er besonders in der Malerei mit einem differenziert gewählten Grad der Abstraktion. In einigen seiner Porträts erkennt man, dass er Linien und Pinselstriche in sehr schwungvollen parallelen Linien fließen lässt. Betrachtet man seine Landschaftsbilder, so gibt es auch hier viele Tendenzen hin zur stärkeren Abstraktion der realen Vorbilder, wobei diese allerdings immer noch in ihrem Charakter, wie auch den Proportionen klar erkennbar bleiben. So halten sich die Bilder trotz aller modernen Tendenzen doch noch an die Rahmenbedingungen der abgebildeten Realität. Die Berge werden in mehr oder weniger grobe Flächen unterteilt, die Bäume sind nur noch einfache Pinselstriche und die Häuser verlieren all ihre Details. Essenziell für die starke Ausdruckskraft sind dabei die gekonnt eingesetzte Licht-Schatten-Spiele, die durch ihren Realitätsbezug die abstrahierte Landschaft regelrecht zum Leben erwecken.