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Bilderspaziergang
Faszination Ötztaler Kachelofen

Die kalte Jahreszeit lädt ein, sich rund um einen warmen Stubenofen zu treffen. Ebenfalls rund um einen Kachelofen trafen 1976 im Ötztal zwei Koryphäen unterschiedlicher Künste aufeinander: die Grafikerin Emanuela Delignon und der Ofenbauer Adalbert Soukopf.

1974 erwarb Emanuela Delignon (1930–2023) gemeinsam mit ihrem Ehemann Jean das Zaunerhaus in Piburg. Kurz darauf beauftragte das Paar Adalbert Soukopf (1924–2005) als talweit anerkannten Ofenbauer einen Kachelofen im oberen Stockwerk einzubauen. Dabei half die ganze Familie mit: Schwager und Ehemann waren die Assistenten von Adalbert Soukopf, Emanuela Delignon dokumentierte in lebhaften Skizzen den Bauprozess.

Das Zeichnen und Illustrieren lernte die gebürtige Grazerin an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien. Der Erfolg der jungen Frau ließ nicht lange auf sich warten und nach nur eineinhalb Jahren folgte die Selbstständigkeit. So manchem sind ihre Illustrationen vielleicht schon während der eigenen Schulzeit in österreichischen Schulbüchern begegnet – im Laufe ihrer Karriere gestaltete sie eine Vielzahl von Schul- und Kinderbüchern unter anderem für den Österreichischen Bundesverlag.

Während der Ausbildung lernte sie ihren Professor, Mentor und Teilzeit Piburger Rudolf Reinkenhof (1905–1980) kennen. Die beiden verband eine langjährige Freundschaft, wodurch Piburg zum Feriendomizil der Familie Delignon wurde. Schließlich erwarb das Ehepaar das Zaunerhaus von Elisabeth Reinkenhof, ein ehemaliges Bauernhaus. Im Rahmen kleiner Sanierungen am Haus ließen die Delignons in einer Schlafkammer einen traditionellen Ötztaler Kachelofen errichten.

So traf die Familie Delignon auf den Umhauser Ofensetzer Adalbert Soukopf. 1924 als lediges Kind geboren und geprägt von den harten Jahren im Zweiten Weltkrieg arbeitete er zunächst als Maurer und im Straßenbau. Als er selbst eine Familie gründete, sehnte er sich nach einer beruflichen Umorientierung und lernte autodidaktisch Öfen zu bauen, und damit Wärme in das Leben der Menschen zu bringen. Bis kurz vor seinem Tod war er bei der Innsbrucker Firma Waitz angestellt – ein Arbeitgeber, der ihm ermöglichte einen eigenen Stil zu entwickeln, bei gleichzeitiger Wahrung traditioneller Elemente. Die charakteristische Form der Ötztaler Kachelöfen wird von Ofenbauern als handwerklich besonders anspruchsvoll beschrieben: dabei wird ein rechteckiger Sockel von einer nach oben hin rund zulaufenden Konstruktion abgeschlossen. Typischerweise steht der Ötztaler Ofen an drei Seiten frei, kann jedoch je nach Gegebenheiten angepasst werden.

Emanuela Delignon war von Adalbert Soukopf und seiner Arbeitsweise fasziniert und bat darum, ihn bei der Arbeit sowie die Arbeitsschritte durch Skizzen dokumentieren zu dürfen. Das Ergebnis ist gleichermaßen charmant wie interessant – aber sehen Sie selbst.

(von Laura Kogler, mit Dank an Françoise Delignon und Helmut Soukopf)