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Bilderspaziergang
„Stille Nacht“ – Ein Kinobesuch

In den 1920er und 1930er Jahren erlebte der Film in Deutschland und Österreich eine erste Blüte. Zahlreiche Produktionen erzählten teils melodramatische  Geschichten und nutzten vor allem die alpine Kulisse, so auch der Heimatfilm “Stille Nacht”, der 1934 unter anderem auch in Sölden gedreht wurde.

Nach, wie es heißt, mehrjährigen Bemühungen um die Kapitalaufbringung gelang schließlich 1933 die Finanzierung über die Schweiz, wo zum Zwecke der Produktion mit der Arophon-Film-AG eine eigene Gesellschaft gegründet wurde. Entstanden ist der Film dann in Kooperation mit der Bavaria Film AG (München).

Gedreht wurde im Frühjahr 1934 vor allem an Originalschauplätzen in Salzburg und in Ateliers in München und Wien. Für gewisse Außenszenen musste man noch Schnee haben und dafür, was gar nicht vorgesehen war, ins Ötztal ausweichen. Dadurch gerieten Sölden und Obergurgl in diesen ersten „Stille Nacht“-Film, der gleichzeitig auch einer der ersten großen Tonfilme war. Er wurde in deutscher und für den amerikanischen Markt in englischer Sprache (The immortal song) gedreht und sollte nicht zuletzt Werbung für Salzburg und Österreich machen. Für die Schweiz wurde auch eine französische Fassung (Le chant immortel) angefertigt. Später gab es u.a. auch noch Adaptionen in kroatischer, slowenischer, flämischer und tschechischer Sprache.
Der Film wurde zunächst von der NS-Zensur mit einem Jugendverbot belegt. Erst nachdem einige Szenen, vor allem religiösen Inhalts, entfernt worden waren, wurde er von der „Film-Oberprüfstelle“ in Berlin allgemein freigegeben.
Die ersten Aufführungen fanden schließlich Anfang Dezember 1934 in München, Wien, Berlin und Zürich statt.

Warum Sölden?

Der aus Brandberg im Zillertal stammende Kameramann Hans Schneeberger war nach dem ersten Weltkrieg ein bekannter Schirennläufer und aus dieser Zeit mit Isidor Riml vom Gasthof Hotel Post eng befreundet. Es ist daher zu vermuten, dass der Vorschlag, für die fehlenden Außenaufnahmen mit dem Filmteam doch nach Sölden zu gehen, von Hans Schneeberger gekommen ist.
Vielleicht weil es eine Schweizer Produktion war und der Film vor allem in und um Salzburg spielen sollte, wurden bisher die Schauplätze in Sölden (Innerwald), Zwieselstein und Obergurgl verschwiegen.
„Das unsterbliche Lied“ galt als verschollen bis der Film 1989 in einem Filmarchiv in der DDR wieder aufgetaucht ist. Er wurde restauriert und erst vor 25 Jahren erstmals wieder öffentlich gezeigt.
Auf Servus TV läuft der Film, der später auch den Titel „Das Lied der Heimat“ erhielt am 24. Dezember 2021 um 9:40 Uhr.

Zum Inhalt des Films

Die Geschichte spielt zur Zeit der Napoleanischen Kriege, die gleichzeitig die der Entstehung des „Stille Nacht“-Liedes ist. Ein Salzachschiffer verliebt sich in eine Gastwirtstochter, die er aus der Salzach gerettet hat. Ihr hartherziger Vater stellt sich aber gegen diese Verbindung. Also flieht das Paar nach heimlicher Trauung auf eine Hütte hoch oben in den Bergen (Sölden), wo auch ihr Kind zur Welt kommt. Nach fünf Jahren, als dort eine Lawine ihr Haus zerstört, kehren sie in ihr Dorf zurück, wo schlussendlich das uraufgeführte, heute weltberühmte Weihnachtslied das Herz des Gastwirtes so rührt, dass sich alles in Wohlgefallen auflöst.
Regie führte der Burgschauspieler Hans Marr, auch die Darsteller des Liebespaares, Any Hartmann und Paul Richter, sind zu dieser Zeit Mitglieder des Burgtheaters in Wien.

(Gastbeitrag von Markus Wilhelm. Alle Fotografien und Plakate: Archiv Markus Wilhelm)