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Beginn der Arbeiten
am Wastls-Haus

Ein Anfang ist gemacht. Noch rechtzeitig vor dem Winter konnten die wichtigsten Arbeiten zur Sicherung der denkmalgeschützten Gewölbe im Wastls-Haus abgeschlossen und das Gebäude winterfest gemacht werden. Aktuell ist die Vorderseite des Hauses völlig hinter Katharina Cibulkas Solange-Netz versteckt.

Das Architekturbüro Stadt:Labor – Architekten rund um DI Martin Mutschlechner begleitete die Arbeiten, die in den vergangenen Wochen von der Fa. Thurnerbau umgesetzt wurden. Der bestehende Dachstuhl samt Dach wurden aufgrund des jungen Alters und der schlechten Substanz abgetragen. Die Fundamente des Gebäudes wurden gemacht, das Gebäude unterfangen und die Gewölbe statisch gesichert. Nicht zuletzt aufgrund der Gewölbe steht das Wastls-Haus mittlerweile auch unter Denkmalschutz, ebenso wie die anderen drei Höfe (Heimatmuseum, Gedächtnisspeicher und Klausn-Hof). Über die Wintermonate wird nun auf der BAustelle eine Pause eingelegt. Ehestmöglich werden im Frühjahr die Arbeiten aufgenommen und Dachstuhl und Dach wieder ergänzt, sowie mit der Sanierung des Innenbereichs fortgesetzt.

Das Wastls-Haus ohne Dach und aus der Vogelperspektive. Foto: Annine Seebacher

Auszug aus dem Gutachten des Bundesdenkmalamtes

“Das Wohngebäude des ehemaligen Paarhofes “Wastls” ist von geschichtlicher, künstlerischer und sonstiger kultureller Bedeutung. Die Freilegungen der Balkendecken stellen konstruktive Maßnahmen dar. Durch den damit herbeigeführten Verlust der Holzdecken und Holzböden wird zwar der Denkmalbestand, nicht jedoch die Denkmalbedeutung des Objektes gemindert. Die historische Bedeutung des ehemaligen Paarhofes liegt in der bis in die Zeit des Theresianischen Katasters nachweisbaren Besitzergeschichte, die Einblicke in das dörfliche Sozialgefüge, die bäuerliche Lebens- und Arbeitswelt oder auch die Geschichten der Familie Kneissl, Falkner und Holzknecht gibt. Die in Baustruktur und Raumanlage ablesbare, wahrscheinlich schon bauzeitliche materielle Teilung spiegelt die ursprüngliche kleinbäuerliche Nutzung des Gebäudes wider und steht beispielhaft für die Bevölkerungs- und Besiedlungsstruktur im Ötztal. Mit seinem seit der Errichtung der Hofstelle erhaltenen Umfeld und der im Dorfgefüge wichtigen Lage dokumentiert das gegenständliche Wohnhaus außerdem die für die Gemeinde charakteristische Siedlungstradition.

Das Wohnhaus eines ehemaligen Paarhofes stellt mit seinem Mittelflurgrundriss in der Haus- und Hoflandschaft des Ötztales ein charakteristisches Beispiel dar. Das Wohnhaus Wastls des ehemaligen Paarhofes reicht in seinem Kernbau zumindest bis in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts zurück, wie die dendrochronologisch bestimmten Baudaten mit der Jahreszahl 1570 ergeben. Die künstlerische Bedeutung zeigt sich an der heute noch bestehenden Mittelflurstruktur, den ehemaligen Rauchküchen und dem eng verstrickten Blockbau, der die handwerkliche Kunstfertigkeit vergangener Generationen erkennen und bei dem sowohl örtliche Traditionen als auch allgemein alpenländisches Formengut verarbeitet wurden. Die Qualität liegt in der Beschaffenheit und Einfachheit dieser über Jahrhunderte geprägten Bauformen und -details im Äußeren und Inneren, was sich in der Wohlproportionierung des in bäuerlicher Tradition stehenden Wohngebäudes dokumentiert. Im Inneren präsentiert sich die Qualität in den mit Stichkappen ausgestatteten Gewölben der Küchen und den aufgeblockten Stuben mit den historischen Schubfenstern, den Pfostenstockstrukturen und dem Ötztaler Tonnenofen. […]

Für das Tiroler Oberland war die Realteilung eine charakteristische Erbform, die eine Aufsplitterung des Besitzes nach der Zahl der unmittelbaren Nachkommen vorsieht. Dies betraf nicht nur die landwirtschaftlichen Flächen, sondern auch Haus- und Hofanlagen, wie im Wastls ersichtlich. Das Wohngebäude des ehemaligen Paarhofes, der nachweislich ins 16. Jahrhundert datiert werden kann, repräsentiert eines der wenigen historischen Gebäude des Weilers Lehn und steht heute im Verband mit dem Heimat- und Freilichtmuseum Längenfeld.

Das Wastls vermittelt in Teilen seiner äußeren Erscheinung und den erhaltenen Bau- und Ausstattungsdetails ein anschauliches Bild der bäuerlichen Bau- und Wohnkultur im mittleren Ötztal vom ausgehenden 16. bis ins 21. Jahrhundert. Dem besonderen Bautypus mit den zwei massiv gemauerten Küchen und dem anschließenden Blockbau kann sowohl aus regionaler wie auch aus überregionaler Sicht kein Vergleichsbeispiel zur Seite gestellt werden. Das Gebäude hat damit einen hohen dokumentarischen Wert hinsichtlich der lokalen bäuerlichen Kultur und Alltagsgeschichte.”

Die östliche Küche des geteilten Hauses mit Gewölben aus dem 16. Jhd. – in Zukunft werden sich hier barrierefreie Toiletten für das Museumspublikum befinden.