Im Mai 2021 wurde der alte Stall neben dem Turmmuseum abgerissen. Das Gebäude war in Privatbesitz, stand nicht unter Denkmalschutz und es war leider nicht möglich, eine andere Nutzung für den alten Stall zu finden. Der traurige Anlass konnte jedoch immerhin für eine archäologische Grabung am Fuße des mittelalterlichen Turmes genutzt werden.
Nachdem das alte Stallgebäude abgerissen wurde, wurden über das Bundesdenkmalamt ArchaologInnen hinzugezogen. Aus den Jahren der Sanierung des Turmmuseums (2000-2003) war bekannt, dass sich um das Turmgebäude herum Fundamente einer mittelalterliche Ringmauer befinden. Die Grabungen hat die Firma Talpa unter der Leitung der Archäologin Tamara Senfter (im Bild oben zu sehen: Tamara Senfter, Thomas Bachnetzer und Lukas Gandolf) übernommen.
Erbaut um die Mitte des 14. Jahrhunderts als Wohnsitz einer Kleinadelsfamilie, fungierte der Turm ab Mitte des 15. Jahrhunderts als Verwaltungshaus des Klosters Frauenwörth auf der Insel Frauenchiemsee, und wurde ab Anfang des 19. Jahrhunderts als Wohnstätte von Bauernfamilien genutzt. Nach einer Teilübernahme des Turms durch die Gemeinde Oetz wurde im Gebäude ab 1910 auch ein Schulklassenzimmer eingerichtet. Zuletzt bewohnte Anna Jäger, der die ideelle Hälfte des Turmes gehörte, das Gebäude bis 1992. Gemeinsam mit dem Oetzer Kindergarten, der bis 1995 dort untergebracht war, zählte sie zu den letzten NutzerInnen des Turmgebäudes.
Der Oetzer Sammler Hans Jäger bemühte sich zeitlebens darum, den Turm als eines der ältesten Gebäude des Ortes, einer musealen Nutzung zuzuführen. 2004 schließlich konnte mit vereinten Kräften des Turmmuseumsvereins um Hans Jäger, der Gemeinde Oetz und des Landes Tirol, das Turmmuseum eröffnet werden.
Im Erdgeschoß des Turmmuseums werden schon jetzt einzelne archäologische Funde aus der Region ausgestellt. Diese Ausstellung wird in den kommenden Monaten überarbeitet und ergänzt, ua. um einige Stücke, die auch bei den aktuellen Grabungen zutage getreten sind. Mehr Wissenswertes dazu gibt es ab Dezember im Turmmuseum zu erfahren.