In unserer Reihe „Denkmalgeschützte Gebäude aus dem Ötztal“ soll im Rahmen des 30. Bilderspazierganges das Sautner Schwimmbad und Freizeitzentrum vorgestellt werden. Es befindet sich im Unterschutzstellungsverfahren und hat eine ganz besondere Geschichte. Teilen auch Sie Ihre Erinnerungen mit uns.
Viele denken beim Denkmalschutz vor allem an sehr alte Gebäude. Aber auch Bauten aus der Nachkriegszeit können für kulturhistorisch wertvoll befunden und deshalb dem Denkmalschutz unterstellt werden. In ganz Österreich gibt es nur mehr wenige authentisch erhaltene Schwimmbadbauten aus den 1970er Jahren, das Sautner Schwimmbad und Freizeitzentrum zählt dazu.
Der Tourismus entdeckte Sautens später als andere Ötztaler Gemeinden. Ursache dafür ist wohl die recht späte verbesserte verkehrstechnische Anbindung der Ortschaft an die Ötztaler Straße ab den 1950er Jahren.
Das Sautner Schwimmbad und Freizeitzentrum gibt Zeugnis vom Ausbau des österreichischen Wohlfahrtsstaates in den 1970er Jahren. Mittlerweile hatte auch der Tourismus als Wirtschaftsfaktor in Sautens stark zugenommen, wenngleich die Mehrzahl der Gäste im Winter kam. Das Schwimmbad und Freizeitzentrum in Sautens wurde in den 1970er Jahren errichtet, weil man gezielt Kulturprogramme sowie Sport- und Freizeitangebote entwickelte, um den Sommer für Gäste attraktiv zu halten und ein günstiges Freizeitangebot für Einheimische zu schaffen.
Gebaut wurde das Freizeitzentrum von der Architektengemeinschaft C4, die sich vor allem durch den Bau von öffentlichen Gebäuden einen Namen gemacht hatten. Das Schwimmbad wurde im Sommer 1977 eröffnet. Die Architektengemeinschaft C4 – zu ihr gehörten Max Fohn, Helmut Pfanner, Karl Sillaber und Friedrich Wengler – planten über 50 Jahre lang in Vorarlberg und Tirol öffentliche Gebäude. Sie prägten mit ihrem Stil die Architekturlandschaft im Westen Österreichs. Bei der Planung des Schwimmbades in Sautens war der Tiroler Architekt Friedrich Wengler federführend.
Das Sautner Freizeitzentrum wurde vielseitig verwendet: im Kultursaal im Keller wurden Feste gefeiert, es wurde Theater gespielt und getanzt – ohne und manchmal auch mit Verkleidung. Und es wurde sogar gelehrt und gelernt: von 2005 bis 2006 wurden die Räumlichkeiten so adaptiert, dass die gesamte Volksschule Sautens während der Restaurierung des Schulgebäudes Platz fand.
Unter Bürgermeister Fredi Köll wurde die Renovierung des Schwimmbades als zu teuer befunden, der Gemeinderat setzte auf die lukrativere Alternative eines Golfplatzes, der auch einen wichtigen Bestandteil des Tourismuskonzeptes für das vordere Ötztal darstellen sollte. Sautens geriet in Bewegung: die Stimmen für die Erhaltung des Schwimmbades und Freizeitzentrums mehrten sich. Im August 2021 kam es in Folge zu einer Volksbefragung, im Rahmen derer 96 % der Sautner Bevölkerung für den Erhalt des Schwimmbades stimmte. Im Herbst 2021 entschied das Bundesdenkmalamt, das Freizeitzentrum unter Denkmalschutz zu stellen.
Bei seiner Eröffnung 1977 zeigte sich das Schwimmbad und Freizeitzentrum im Bereich der markanten Metallelemente (Geländer, Fensterrahmen, etc.) noch in blau, erst später wurde es es gelb gestrichen. Ursprünglich wurde das Zentrum auch mit Saunalandschaft geplant, zum Bau der Sauna kam es allerdings nie. Dafür wurde ein Keller ausgehoben, der seinerseits eigentlich nicht geplant war. Einzigartig ist die Eingliederung des Baus in die Natur: durch die Gestaltung von Terrassen und die großflächigen Fenster gliedert sich das Freizeitzentrum in die Landschaft ein.
Sollten Sie zuhause Fotografien vom Sautner Schwimmbad haben, Erinnerungen an besondere Badetage oder auch Veranstaltungen im Freizeitzentrum, so freuen wir uns über Ihre Nachricht unter info@oetztalermuseen.at.
(Verena Sauermann, mit Dank an den Chronisten von Sautens, Ludwig Auer)