Finanziert durch das Bundesdenkmalamt und unterstützt von der Uni Innsbruck startet im November 2022 ein Projekt von überregionaler Bedeutung, dem die Ötztaler Museen Plattform geben. Das Projekt “Erstellung einer digitalen Datenbank zur Erfassung von gletscherarchäologischen Fundstellen in Österreich” wird vom Sautner Archäologen Thomas Bachnetzer durchgeführt.
Das Projektziel umfasst die Erstellung einer digitalen Datenbank der bislang entdeckten gletscherarchäologischen Fundstellen in Österreich um dadurch den wissenschaftlichen Status quo erfassen zu können. Die Ötztaler Museen als Projektwerber wollen in Kooperation mit dem Institut für Archäologien der Universität Innsbruck und dem Bundesdenkmalamt Österreich so die Grundlagen für weiterführende gletscherarchäologische Projekte schaffen. Zudem ist die Veröffentlichung der Datenbank geplant um die Öffentlichkeit für dieses sehr dringliche Thema zu sensibilisieren bzw. um zu zeigen welche Objekte wo und in welchem Zustand auch in Zukunft beispielsweise von BerggeherInnen entdeckt werden können.
Gletscherfundstellen sind bislang vor allem in Nord- und Osttirol, aber auch in den Bundesländern Kärnten und Salzburg bekannt. Die Fachrichtung Gletscherarchäologie ist eine der jüngsten archäologischen Wissenschaften im inneralpinen Raum. Ging man noch bis in die 1980er Jahre davon aus, dass die hochalpinen Lagen vor allem in vorchristlicher Zeit kaum von Menschen genutzt und begangen wurden, steht mittlerweile fest, dass es sich dabei um einen seit dem Ende der Würm-Kaltzeit vor rund 12.000 Jahren häufig frequentierten, saisonal aufgesuchten Lebens- und Durchzugsraum handelt. Eis konserviert organische Materialien wie Holz-, Leder- und Pflanzenreste über Jahrtausende, wie es ansonsten nur in Dauerfeuchtgebieten wie z. B. Mooren und Seen sowie Uferbereichen oder extrem trockenen Wüstengebieten oder auch in Salzlagerstätten der Fall ist. Durch die globale, in immer schnellerem Ausmaß voranschreitende Klimaerwärmung sowie direkte Eingriffe des Menschen in vergletscherte Gebiete, sind diese Eisarchive mittlerweile jedoch besonders gefährdet. Die noch vorhandenen Restflächen stellen somit archäologisch außerordentlich bedeutende, aber eben auch besonders fragile und bedrohte Zonen dar, die laufend systematischer Untersuchungen bedürfen. Außerdem sind ausgeaperte organische Artefakte sehr empfindlich. Sobald es zu einer vollständigen Freisetzung aus dem Eis kommt, sind sie Wettereinflüssen wie Regen, Wind, Sonne, Temperaturschwankungen und Tierfraß ausgeliefert und zersetzen sich – abhängig von Material, Höhe, Lage und Lufttemperatur – teils innerhalb kürzester Zeit und sind in der Folge unwiderruflich verloren. Das vom Bundesdenkmalamt bereits genehmigte Projekt kann somit einen wichtigen Beitrag für die Erhaltung von aus Gletschern freischmelzenden archäologischen Kulturgütern leisten.
Projektlaufzeit: 03.11.2022-28.02.2023
Abbildung: Dokumentation eines 2018 am Kesselwandferner ausgeaperten Maultiers, das 1958 in eine Gletscherspalte stürzte. Foto: Michael Kasper