Nach einem Jahr Arbeit steht das Ötztaler Wörterbuch Interessierten nun in vollem Umfang zur Verfügung: in den vergangenen Monaten wurden von insgesamt zehn Dialektsprecherinnen und -sprechern aus dem Ötztal rund 4.500 Dialektwörter aufgenommen und im Online-Wörterbuch eingespielt. Adolf Kutzler, Sabine Kapferer, Franz Gstrein, Hildegard Frischmann, Birgit Roberts, Susanne Falkner, Christian Holzknecht, Franz Scheiber und Jakob Gstrein haben gemeinsam mit Anna Praxmarer das Ötztaler Dialektwörterbuch vertont. Dabei wurde darauf geachtet, das jedes Dialektwort wirklich von Menschen aus eben jener Gemeinde aufgenommen wird, für die das Wort erfasst worden war.
Entstanden ist eine bunte Sammlung aus allen Bereichen des Alltagslebens – und die Sammlung wird täglich größer. Denn über eine Eingabemaske können laufend neue Vorschläge für das Dialektwörterbuch gemacht werden. So wurden seit dem Online-Stellen des Wörterbuches im vergangen Herbst mittlerweile fast 200 Wörter online von Seiten der Ötztaler Bevölkerung ergänzt. Das rege Interesse freut das Team der Ötztaler Museen – man werde sich bemühen, auch die neuen Einreichungen laufend zu ergänzen und im Sommer in einem zweiten Schritt ebenfalls zu vertonen, so die Leiterin Edith Hessenberger: „Es ist die Aufgabe unserer Museen, das kulturelle Erbe des Tales zu sammeln um es dann spannend zu vermitteln.“
Anna Praxmarer studiert Komparatistik an der Uni Innsbruck und hat das Projekt Wörterbuch mit Leidenschaft umgesetzt. Die Längenfelderin interessiert sich nicht nur für die regionalen Spielarten des Ötztaler Dialektes, sie lernte bei der Bearbeitung der tausenden Wörter, die ihr als Listen zur Verfügung gestellt wurden, und die sie über Monate vereinheitlicht und digitalisiert hat, viel dazu. Manche Wörter, wie „Miadsåck“ für „lästiges Kind“ sind kaum mehr in Gebrauch, „Mammelar“ als Muttersöhnchen ist da schon verbreiteter. Ebenso lautmalerisch, aber aus einem völlig anderen Alltagsbereich stammt der Begriff „Luurlen“, lautmalerischer Begriff, der in Sölden für das Heulen des Windes verwendet wird. „Es gibt viele Beschreibungen für meteorologische Phänomene“, erklärt Praxmarer, „die unterschiedlichen Formen von Schnee, die Stärke des Schneefalls oder die Windstärke, ob es ein warmer Wind ist, der Tauwetter bringt, oder ein Sturm, dieses Wissen war früher überlebensnotwendig.“
Hier geht es zum Ötztaler Dialektwörterbuch – und hier zu einem Beitrag über das Projekt auf Tirol-TV.