Das 20. Jahrhundert brachte einen großen Wandel: die Alpentäler und mit ihnen die Menschen veränderten sich von berglandwirtschaftlich geprägten Räumen hin zu einer modernen Dienstleistungsgesellschaft mit Tourismus-Schwerpunkt.
Was zuvor über Jahrhunderte selbstverständlich war, wurde daher plötzlich zum Fotomotiv – denn: Wie lange würde man diese Arbeiten noch im Ötztal festhalten können? Wir zeigen eine Auswahl an Fotografien zu Bauernarbeit, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aufgenommen wurden.
Spazieren Sie mit uns durch das bergbäuerliche Ötztal
Welche Arbeiten kennen Sie noch? Welche Tätigkeiten sind heute nicht mehr zu sehen? Haben auch Sie Fotografien daheim, die interessante Einblicke in das Leben im Ötztal anno dazumal geben? Dann freuen wir uns über Zusendungen unter: bilderspaziergang@oetztalermuseen.at
Frau mit Handtasche und Kuh Diese Aufnahmen zeigt Martha Holzknecht, geb. Falkner, aus Umhausen im Winter 1963. Das heute seltsam anmutende Motiv wurde vermutlich aufgenommen, als Martha Holzknecht mit der Kuh unterwegs zum Stier war, damit die Kuh besamt werden konnte. Fotografie: Karl Hofer, Chronik Umhausen
Holzarbeit Ebenfalls eine typische Winterarbeit der Bauern war (und ist bis heute) die Holzarbeit. Die geschlagenen Stämme wurden aus dem Wald gezogen und dort zu Nutzholz weiterverarbeitet. Fotografie: Fotograf unbekannt, Chronik Umhausen
Mistausbringen in Dorf, Längenfeld Besonders wichtig war einst das Ausbringen des wertvollen Mists auf den Wiesen und Feldern, um den Boden zu düngen und den Ernteertrag zu erhöhen. Da einst jeder Bauer nur zwei bis drei Kühe im Stall hatte, war der Mist sehr wertvoll. Er wurde häufig im Winter ausgebracht, damit er mit der Schneeschmelze tief in den Boden einziehen konnte. Fotografie: Josef Öfner, 1971, Schenkung Josef Öfner, Ötztaler Museen
Schafausstellung Im Spätwinter fanden häufig Viehausstellungen in den Gemeinden statt, damit die Bauern Tiere kaufen und verkaufen konnten. Fotografie: Hans Haid, Längenfeld in den 1970er Jahren, Nachlass Hans Haid, Ötztaler Museen
Zaunrichten Eine typische Arbeit im Frühjahr war das Reparieren und Aufrichten der Zäune. Es gab viele verschiedene Arten von Zäunen – je nach Standort und Funktion konnten diese unterschiedlich aufwändig ausfallen. Sehr verbreitet war einst der Steckzaun, der hier im Ventertal gerade aufgerichtet wurde. Fotografie: Josef Öfner, Schenkung Josef Öfner, Ötztaler Museen
Richten des Ackers Damit die Saat gut aufgehen konnte, musste im Frühjahr der Acker gepflügt oder neu gebrochen werden. Fotografie: Fotograf unbekannt, Chronik Umhausen
Schafschur Im Frühjahr wurden die Schafe gewaschen und geschoren, kurz bevor sie aus dem Stall wieder auf die Weiden gelassen wurden. Die Wolle wurde in Folge weiterverarbeitet und vielseitig genutzt. Fotografie: Hans Haid, Lehn 1979, Nachlass Hans Haid, Ötztaler Museen
Erdäpfel Setzen Dieser Bauer auf dem Brand bei Längenfeld bereitet gerade das Setzen der Kartoffeln vor: Händisch werden sie tief in die Ackerfurche gedruckt. Fotografie: Josef Öfner 1971, Schenkung Josef Öfner, Ötztaler Museen
Bergheumahd Zwei Männer mähen das Bergheu in Umhausen im Sommer 1958, der Mann im Hintergrund schärft mit dem Wetzstein gerade seine Sense. Fotografie: Karl Hofer, Chronik Umhausen
Aufstanggern Nachdem das Heu gemäht wurde, wurde es zum Trocknen „aufgestanggert“, also auf Holzgestelle geschlichtet, auf denen es trotz der Bodenfeuchte gut trocknen konnte. Hier zu sehen eine Bauernfamilie in Niederthai 1960. Fotografie: Karl Hofer, Chronik Umhausen
Heutransport War das Heu getrocknet, so wurde es auf verschiedene Arten in den Stadel holt, um es dort im Winter ans Vieh zu verfüttern. Hier wurden drei Heufuder in sogenannten “Plohen” (weiße, grobe Leinentücher) auf einen Leiterwagen geladen, darauf zu sehen sind die Stangger, die bis zum nächsten Sommer wieder an ihren Platz an einer Stadelwand zurückgehängt wurden. Fotografie: Karl Hofer, Chronik Umhausen
Kartoffelernte Im Spätsommer wurden schließlich die Kartoffeln geerntet, die im Ötztal zwar erst seit 200 Jahren heimisch sind, aber nach anfänglichem Misstrauen schnell von der Bevölkerung als eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel angenommen wurden. Hier zu sehen sind Frauen bei der Erdäpfelernte in Längenfeld im Sommer 1985. Fotografie: Josef Öfner, Schenkung Josef Öfner, Ötztaler Museen
Tuschenernte Bis vor wenigen Jahrzehnten war auch im Ötztal der Anbau von sogenannten „Tuschen“, einer Kohlrübenart, gebräuchlich. Diese Steckrüben wurden erst im Garten gezogen, dann im Acker eingepflanzt und im Herbst geerntet. Der Großteil der Tuschen wurde im Winter an die Kühe und Rinder verfüttert. Hier zu sehen sind Frauen bei der Tuschenernte in Längenfeld im Jahr 1985. Fotografie: Josef Öfner, Schenkung Josef Öfner, Ötztaler Museen
Kartoffelkraut-Abbrennen Nach der Kartoffelernte wurde die Blätter der Früchte, das Kraut, verbrannt, um aus dem Überresten einen leichter verteilbaren Dünger zu erhalten. Fotografie: Josef Öfner, Schenkung Josef Öfner, Ötztaler Museen
Mistausbringen Im Herbst wurde nach der letzten Mahd bereits begonnen, den Mist auszubringen. Dabei wurde der Mist entweder in einen Korb geladen und am Rücken auf die Wiesen getragen, wie hier in Sölden 1983. Fotografie: Josef Öfner, Schenkung Josef Öfner, Ötztaler Museen
Anbau im Steilhang Viele Bauern im Ötztal mussten steile, steinige Hänge bewirtschaften, um überleben zu können. Durch Niederschlag oder Bewässerung wurde dadurch die wertvolle Humusschicht permanent bergab geschwemmt. Aus diesem Grund war es notwendig, meist einmal jährlich und mithilfe eines kleinen Wagens, die Erde wieder bergwärts zu transportieren und einzubringen. Auf diesem Bild von Josef Öfner ist zu sehen, wie der schwere Wagen mittels Seilzug, vielleicht gezogen von einem Ochsen, den Hang hinauf bewegt werden konnte.
Schafschur Im Herbst, nachdem die Schafe wieder von den Sommerweiden zurückgekehrt waren, wurde zum zweiten Mal geschoren. Fotografie: Josef Öfner, Schenkung Josef Öfner, Ötztaler Museen
Schlachttag Auf diesem Bild zu sehen ist ein abgestochenes Schwein, das nach dem Ausbluten in einem Trog mit Pech bzw. Harz und Wasser übergossen wurde. Mithilfe von Ketten konnte es im Trog so bewegt werden, dass durch das Pech/Harz die Haare von der Haut des Tieres entfernt werden konnten. Fotografie: Josef Öfner, Schenkung Josef Öfner, Ötztaler Museen