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Bilderspaziergang
Ötztal Bahnhof

Denkmalgeschützte Gebäude zählen zu den Juwelen des Tales. Die Ötztaler Museen möchten daher einige von ihnen vorstellen und in einer Reihe historischer Ansichten präsentieren. Am Anfang der Reihe steht, wie auch am Anfang des Tales: der Ötztal Bahnhof.

Die Arlbergbahn wurde von 1880 bis 1884 von den k.k. Staatsbahnen gebaut. Der Streckenabschnitt von Innsbruck bis Landeck, auch „Talstrecke“ genannt – zu der die Station Ötztal Bahnhof gehört –, wurde am 1. Juli 1883 eröffnet. Der Eisenbahnbau in Österreich hatte damals bereits ordentlich Fahrt aufgenommen. Die drei großen Gebirgsstrecken – Arlbergbahn, Pyhrn- und Tauernbahn – waren bereits im Bau oder standen in den Startlöchern.

Die Abteilung für Hochbau und Ausrüstung hatte bereits 1882 Entwürfe für die Arlbergstrecke herausgearbeitet. Sie sahen vor, örtliches Baumaterial (vor allem Steinmauerwerk) zu verwenden, gemeinsam mit Holz für die Decken und Dachstühle. Die Empfangsgebäude, auch Aufnahmsgebäude genannt, wurden folgendermaßen geplant: es sollten stockhohe Bauten werden, mit drei bis sieben Fensterachsen, mit abgeschopften Satteldächern mit weiter Auskragung, die größeren Gebäudetypen mit vorgesetzter Bahnsteigveranda.

Architektonisch charakteristisch waren die geschnitzten und gedrechselten, schiefen, stabartigen Abstützungen, die Bretterverschalung der Giebel und die Eckquaderung der Baukörper. Die Fenster- und Türumrahmung im Erdgeschoß waren aus Quadersteinen, im Stockwerk aus geschnitztem Stein. Auffallend waren auch die schönen Kamine, die sich über die Ziegeldächer erhoben. Die Empfangsbauten passten ästhetisch zu den Brücken und Stützmauern der Arlbergbahn.

Die Beamtenwohnungen, die sich in den Empfangsbauten befanden, verfügten anfangs auch über Nebenbauten mit Hühnerställen. Erst nach der Jahrtausendwende wurden die Wohnungen modernisiert und erhielten Toiletten, Waschbecken und Küchen. Der Ötztal Bahnhof wurde 1998 unter Denkmalschutz gestellt.

Die ÖBB planen aktuell die Revitalisierung des Bahnhofsgebäudes in Ötztal Bahnhof, samt der Errichtung eines neuen Parkhauses östlich des Aufnahmegebäudes. Bevor mit der Revitalisierung begonnen wird, gab die ÖBB 2021 eine bauhistorische Bestandserhebung in Auftrag, dh. der Gutachter verglich das Gebäude zu Baubeginn mit dem heutigen Stand. Er stellte fest, dass die heutige Außenansicht des Hauptbaues fast noch vollständig dem ursprünglichen Bau entspricht. Aber, so der Gutachter, bei den Nebengebäuden sei heute kaum etwas bis gar nichts mehr vom ursprünglichen Bestand erhalten. Hier hatte man etwa ab dem 2. Viertel des 20. Jahrhunderts ein sogenanntes Bahnhofs-Buffet angebaut, das sukzessive erweitert und umgebaut wurde. Im Westen des Gebäudes wurde in den 1980er Jahren ebenfalls dazu gebaut: die Rampe der Bahnunterführung wurde überdacht – hierfür wurde historisches Baumaterial, also gusseiserne Säulen und Natursteinquader, verwendet.

Besonderheit und Wermutstropfen für all jene Gemeinden, in denen die historischen Bahnhofsgebäude von 1883 derzeit abgerissen werden oder demnächst abgerissen werden sollen: die nicht mehr benötigten Natursteinquader beispielsweise vom Bahnhof Telfs werden für die Revitalisierung und Rückführung des Ötztaler Bahnhofsgebäudes auf seinen historischen Zustand wiederverwendet.
(Verena Sauermann)