Sprache prägt eine Region. 10 Jahre nach der Anerkennung der “Ötztaler Mundart” als Immaterielles Kulturerbe haben wir die Arbeit an einem Online-Dialekt-Wörterbuch aufgenommen. Wie die Gesellschaft selbst, verändert sich auch Sprache laufend: Neue Wörter kommen hinzu, alte geraten in Vergessenheit. Ziel ist die Erstellung eines Wörterbuches, das Ötztaler Ausdrücke, die im Laufe mehrerer Jahrzehnte gesammelt wurden, zusammenfasst. Geschäfte, Schulen, Gastronomie und auch die Museen sind geschlossen … Doch auch und gerade im Lockdown können Kultur und Kulturgeschichte den Alltag aufhellen. Nach diesem Motto haben die Ötztaler Museen im Frühjahr 2020 kurzfristig beschlossen, die Kulturgeschichte des Tales besser online zur Verfügung zu stellen. Neben einem vielseitigen Auftritt in den Sozialen Medien wie facebook gibt es auch auf der Homepage der Museen neue Angebote. Dazu zählt etwa das neue Online-Dialektwörterbuch, das diese Woche ins Netz ging.
Rund 3.500 Ötztaler Dialektbegriffe sind derzeit abrufbar, doch damit ist erst der Anfang gemacht. Die Frau, die die Datenbank seit Monaten bearbeitet, ist die Längenfelderin Anna Praxmarer. Ihre Aufgabe ist es, bestehende Sammlungen abzuholen, zu digitalisieren, zusammenzuführen und auch in der Schreibweise zu vereinheitlichen. Schon die Schreibweise der Dialektwörter, die sich wiederum teils von Gemeinde zu Gemeinde unterscheiden, sorge für viele Diskussionen, so Anna Praxmarer. Man habe daher auf ein Projektteam gesetzt, in das über das Tiroler Dialektarchiv auch die Uni Innsbruck einbezogen ist, und in dem die beste Herangehensweise an ein solches Projekt lange diskutiert und vorbereitet wurde.
Viele Ötztalerinnen und Ötztaler haben bisher die Sammlung, die von Anna Praxmarer aus Längenfeld und Anna Tappeiner vom Tiroler Dialektarchiv zusammengestellt wird, unterstützt und ihre Sammlungen zur Verfügung gestellt.
In der aktuell online unter https://oetztalermuseen.at/dialektwoerterbuch zur Verfügung stehenden Datenbank wurden in einem ersten Schritt die Dialektwörtersammlungen von Josef Öfner, Siegfried Neurauter, Markus Wilhelm, Hubert Brenn, Bernhard Stecher und Sabine Kapferer zur Verfügung gestellt. Laufend ergänzt werden noch die Sammlungen von Hubert Brenn, Isidor Grießer, Ewald Schöpf, Josef Schmid und natürlich auch dem verstorbenen Mundartdichter Hans Haid, dessen umfangreiche handschriftliche Aufzeichnungen im Gedächtnisspeicher noch transkribiert werden müssen.
Projektleiterin Edith Hessenberger schätzt, dass in der aktuellen Version noch nicht mal die Hälfte der Sammlungen, die den Ötztaler Museen schon bisher zur Verfügung gestellt wurden, abgebildet sind. „Ziel des Projekts ist, der Öffentlichkeit bis Sommer 2021 eine möglichst umfassende Dialektwörterdatenbank zur Verfügung stellen zu können – wobei wir uns über rege Beteiligung durch die Ötztalerinnen und Ötztaler freuen,“ so Hessenberger. Aus diesem Grund wird auf der Seite des Ötztaler Dialektwörterbuches als erstes dazu eingeladen ein „Dialektwort beizutragen“. Dieser Beitrag werde dann überprüft und zur Ergänzung in die Online-Datenbank hochgeladen. Bis zum Sommer 2021 soll dann mittels Audiofiles auch die korrekte Aussprache der Dialektwörter dokumentiert und nachvollziehbar gemacht werden.