Der Ötztaler Dialekt ist ein prägendes Element der regionalen Identität. Er steht daher bereits seit Jahrzehnten im Fokus von Menschen, die sich um die Bewahrung des Kulturellen Erbes im Ötztal bemühen. Im Rahmen eines Online-Wörterbuches werden nun bestehende Sammlungen zusammengefasst und vertont zur Verfügung gestellt.
Der Dichter und Volkskundler Prof. Dr. Hans Haid begann bereits in den 1960er Jahren mit der Aufzeichnung erster Wortsammlungen und widmete auch einen großen Teil seines Schaffens der Dialektpoesie. Doch auch zahlreiche weitere um die Dokumentation der Ötztaler Besonderheiten bemühte Persönlichkeiten sammelten Dialektwörter: Isidor Grießer, der gemeinsam mit Dr. Hans Haid den Ötztaler Heimatverein und in Folge das Ötztaler Heimatmuseum gründete, sammelte Dialektbegriffe und verfasste Mundarttexte. In jüngerer Zeit ergänzte Josef Öfner weitere Sammlungen, die u.a. 2015 in der Schrift „Ötztalerisch“ inklusive einem kleinen „Ötztaler Wörterbuch“ veröffentlicht wurden. Darüber hinaus existieren weitere umfangreiche Sammlungen etwa von Siegfried Neurauter, Markus Wilhelm, Hubert Brenn, Bernhard Stecher uva.. Am “Tiroler Dialektarchiv” befinden sich des Weiteren handschriftliche Dialektwörtersammlungen aus der Mitte des 20. Jahrhunderts, überwiegend aus der Sammlung Eugen Gabriel. Auch vor diesem Hintergrund wird das Projekt in Kooperation mit dem „Tiroler Dialektarchiv“ des Instituts für Germanistik an der Universität Innsbruck durchgeführt.
2010 wurde im Übrigen die „Ötztaler Mundart“ von Dr. Hans Haid gemeinsam mit dem Ötztaler Heimatverein in das „Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Österreich“ eingereicht und aufgenommen, Haid baute dabei auf der Studie „Die Mundart des Ötztales und seiner Nachbarschaft“, verfasst von Prof. Dr. Eberhard Kranzmayer 1942-1944, auf. Das Prädikat „Ötztalerisch – die älteste Mundart Österreichs“ wird im Projekt “Ötztaler Dialektwörterbuch” kritisch hinterfragt, baut doch die Argumentation hinter dieser Behauptung auf der politisch motivierten Interpretation der Sprachgeschichte durch Prof. Dr. Kranzmayer 1944 auf. Zudem lehnt das Projektteam eine Wertung innerhalb vergleichbarer Dialekte ab. Ziel des Projekts ist vielmehr die Sensibilisierung für Sprache, für die Besonderheiten der Ötztaler Mundart, und die Wertschätzung der regionalen Identität – bei gleichzeitiger Wertschätzung anderer regionaler Identitäten.
Die vielen unterschiedlichen Sammlungen wurden nun – auf Initiative Markus Wilhelms, der nach einer guten Möglichkeit suchte, seine Wörtersammlung der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen – zu einem Online-Wörterbuch zusammengefasst.
In einem ersten Schritt wurden und werden laufend bestehende Dialektwörtersammlungen zu einer gemeinsamen Datenbank zusammengefügt. Dies betrifft die bereits publizierte Sammlung von Josef Öfner, schließlich ergänzt um weitere bislang unpublizierte Aufzeichnungen von Dr. Eberhard Kranzmayer, Dr. Hans Haid, Isidor Grießer, Siegfried Neurauter, Markus Wilhelm, sowie einiger anderer. Die handschriftlichen Sammlungen von Eugen Gabriel, die sich im Tiroler Dialektarchiv befinden, wurden bereits digitalisiert und in die Datenbank aufgenommen.
Für diese sehr umfangreiche Arbeit wurden die Komparatistin Anna Praxmarer und die Germanistin Anna Tappeiner gewonnen, die in mühevoller Arbeit die Transkription und Zusammenführung der unterschiedlichen Sammlungen übernommen haben, sowie die Vereinheitlichung der Aufzeichnungen nach der bewährten Methode von Prof. Dr. Hans Haid und Josef Öfner. Die Umsetzung des Wörterbuches als Online-Datenbank mit Eingabemaske und der Möglichkeit, Audio-Beispiele abzuspielen, erfolgte durch Bernhard Schorner. Über multiple Suchfunktionen sind sowohl gezielte Suchen als auch einfaches Schmökern durch die Ötztaler Dialektwörtersammlung möglich. Die User sind in Form einer Eingabemaske herzlich eingeladen, auch selbst Dialektwörter beizutragen. In Form von Audiofiles wird die korrekte Aussprache der Dialektwörter dokumentiert und leicht nachvollziebar.
4.500 Wörter wurden bislang auch als Audiofiles aufgenommen, herzlicher Dank gilt an dieser Stelle den Sprecherinnen und Sprechern Adolf Kutzler und Sabine Kapferer (Sautens), Franz Gstrein (Oetz), Hildegard Frischmann (Tumpen), Birgit Roberts (Umhausen), Susanne Falkner (Niederthai), Anna Praxmarer und Christian Holzknecht (Längenfeld), sowie Franz Scheiber und Jakob Gstrein (Sölden).
Hier geht es zum Ötzaler Dialektwörterbuch.